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2007 hat ein Vater ein Bild seiner beiden Söhne in ihrem ersten Halloweenkostüm bei Flickr hochgeladen. Heute sind die beiden Buben acht Jahre alt.

Sie werden regelmäßig von Facebookfreunden gepostet, sie füllen Blogs und begründen – wie etwa im Falle von "Success Kid" – ein langlebiges Meme. Fotos und Videos von Kinder sind häufig im Netz anzutreffen, viele Eltern scheinen all zu sorglos Bilder ihres Nachwuchses mit dem Rest der Welt zu teilen.

Ein Umstand, der vor kurzem eine Redakteurin des Tagesspiegel zu heftiger Kritik veranlasst hat. Am Beispiel der zweijährigen "Mimi", der in Deutschland lebenden jüngsten Bloggerin der Welt, warnt sie vor den Folgen, die frühe, oft unfreiwillige Onlinepräsenz für die Kinder, aber auch in juristischer Hinsicht langfristig für die Eltern haben könnte und spricht von "Missbrauch".

Kinderfotos sind okay, aber...

Die Diskussion im Netz ließ nicht lange auf sich warten. Ein Medienrechtsexperte sieht Blogs über das Leben des eigenen Kindes eher als Form der Selbstdarstellung der Eltern, denn einen Beitrag zum Kindeswohl.

Doch nicht jeder schlägt sich klar auf eine Seite, fasst Meedia zusammen. Der Autor und Blogger Steve Rückwardt meint etwa, dass Kinder auch Teil der Gesellschaft und auch des Lebens der Eltern sind und es daher prinzipiell in Ordnung ist, wenn man die Öffentlichkeit oder Freunde in gewissem Maße daran teilhaben lässt.

Die Auswahl, welche Bilder oder Videos wer sehen darf, müssen zwangsläufig auch die Eltern treffen, bis das Kind in der Lage ist, selbst zu entscheiden. Freilich geht es dabei um Fotos, die den üblichen Alltag und nicht den Nachwuchs nackt oder in peinlichen Situationen zeigen. Pauschale Verbote seien jedoch nicht angebracht.

Pranger vermeiden

Tipps, wie man verantwortungsvoll Fotos der "Kleinen" publizieren kann, gibt derweil die Fotografin Anette Göttlicher. Ihr beruflicher Leitfaden lautet: Keine Namen und keine sonstigen Informationen, aus der sich die Identität des Kindes ableiten lässt. Die Sprösslinge selbst müssten gleichzeitig früh im sorgsamen Umgang mit dem Internet geschult werden.

Wer der Meinung ist, andere Eltern würden problematisches Material über ihr Kind ins Netz stellen, solle Ruhe bewahren. Es gelte, so sagen sowohl Göttlicher als auch Rückwardt, die Personen zu kontaktieren und das wahrgenommene Problem hinzuweisen. Keinesfalls solle man direkt dazu übergehen, sie öffentlich im Netz anzuprangern. (gpi, 21.04.2015)