Wien - Mittwoch treffen sich ORF-General und -Direktoren auch der Landesstudios zu ihrer nächsten, intern Lisi genannten, Routinesitzung. Ein Thema sprengt die Routine mit an die sieben Millionen Euro Jahresbudget. Manche Quellen sprechen gar von zehn Millionen Euro.

Das teure Thema: das seit Wochen intensiv gewälzte Frühstücksfernsehen des ORF, wohl getragen von den Landesstudios, das sich wohl doch mit einem Truck aus täglich einer anderen Gemeinde melden soll.

Entscheidender Mittwoch

Mittwoch dürfte eine Entscheidung fallen, sagen Menschen mit Einblick, aber das hieß es schon mehrfach. Frühstücks-TV dürfte entgegen ersten Plänen aber wohl erst 2016 aus dem Bett kommen. Zum schon genannten Starttermin am 26. Oktober 2015 könnte aber eine erste Pilotsendung stattfinden, hieß es schon.

Chefsache

Für das Frühstücksfernsehen soll der Generaldirektor im ORF-Management selbst zuständig sein, sagen Quellen im ORF - als Alleingeschäftsführer ist er das letztlich ohnehin in dem Milliardenunternehmen. Das Regionalprojekt ist dem General naturgemäß wichtig: 2016 bestellt der ORF-Stiftungsrat das nächste ORF-Management, neun Stiftungsräte der Bundesländer haben da einiges Gewicht.

Hoffnungen auf einen zentralen ORF-Führungsjob werden auch Salzburgs Landesdirektor Roland Brunhofer nachgesagt, wie Wrabetz Sozialdemokrat. Brunhofer hat das Projekt in den vergangenen Wochen ausgearbeitet und verantwortet, er dürfte wohl weiter wesentlich mit der Frühschicht befasst sein. Nun wird aber ein Sendungsverantwortlicher gesucht.

Truck am Morgen...

Der durch Gemeinden tourende Truck ist am Morgen ein Stück teurer als im Vorabendprogramm, wo die Gemeindetournee in den vergangenen Wochen auch schon verortet wurde. Die potenziellen Werbeeinnahmen in der Früh, so heißt es im ORF, sind geringer als im Vorabend.

... stört das Wetter

Von 6 bis 9 Uhr soll das Frühstücksfernsehen nach bisherigen Angaben laufen - damit wäre in ORF 2 kein Platz mehr für das Wetterpanorama, zugeliefert von der Feratel des Skiverbandspräsidenten Peter Schröcksnadel. Das Wetterpanorama in ORF 2 soll dem ORF nach internen Quellen im Jahr rund 700.000 Euro bringen. Da stellt sich die Frage, ob dem ÖSV-Chef auch andere ORF-Kanäle soviel wert sind.

Der aktuelle Quotenschnitt des Wetterpanoramas - kolportiert: rund 18 Prozent Marktanteil - soll auch als erste Quotenvorgabe für das Frühstücksfernsehen dienen, heißt es im ORF.

Sparen und Gebühren und ORF-Wahlen

Die kolportierten, bisher nicht offiziell genannten Kosten des Projekts Frühstücksfernsehen lassen Menschen mit langjähriger Erfahrung im ORF schon über neue Einsparungsprogramme und Gebührendebatten spekulieren.

Solche Maßnahmen freilich beginnen üblicherweise erst nach Generalswahlen und nicht unmittelbar davor: Im Stiftungsrat bestimmen fünf Vertreter des Betriebsrats derzeit ORF-Chefs und -Direktoren mit. Sparprogramme wecken gemeinhin nicht das Wohlwollen von Betriebsräten und Belegschaft. Und Debatten über höhere Gebühren sorgen ganz generell für eher ungünstiges Klima für ORF-Generäle, vor allem solche, die es bleiben wollen.

Laut ORF-Gesetz muss der Küniglberg aber ohnehin spätestens 2016 seinen Gebührenbedarf neu berechnen. Das bedeutete bisher stets: Anpassung nach oben. (fid, DER STANDARD, 21.4.2015)