Gruppenbild mit Hulk (vorn li.) und weiteren Superhelden: Die Avengers stürmen eine Festung der Terrororganisation namens Hydra und vertreiben das Böse aus dem Osten.

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Scarlett Johansson als Black Widow

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Wien - Auf ihren ersten gemeinsamen Leinwandauftritt musste man lange warten, sogar noch dann, als der Film bereits begonnen hatte: Als vor drei Jahren die bekannteste Superheldentruppe der Welt erstmals fürs Kino zusammengestellt wurde, dauerte es ziemlich lange, bis alle Gefährten versammelt waren - und sich gleich ordentlich in die Haare gerieten. Das Hinauszögern dieses ersten Gipfeltreffens in The Avengers war dramaturgisch zwar nicht besonders innovativ, aber effizient: Wer so lange auf die bereits seit Jahrzehnten als Comic existierende Gemeinschaft gewartet hatte, sollte sich ruhig noch ein wenig länger auf sie freuen dürfen.

Für den zweiten Teil des Franchise-Spektakels hat man sich diesbezüglich eine andere Strategie überlegt: Zum Auftakt wird eine Festung der Terrororganisation Hydra in Osteuropa gestürmt. Für Regisseur und Autor Joss Whedon eine ausgezeichnete Gelegenheit, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Einzelnen mittels Solokunststücken vorzuführen.

Höhepunkt dieser schnörkellosen und durchaus ansehnlichen Eröffnungssequenz ist jedoch nicht die endgültige Vertreibung des Bösen aus dem Osten, sondern ein zum Freeze Frame erstarrtes Bild, das die Helden während ihres Angriffs vereint: ein archetypisches Bild wie auf Papier.

Dass in Avengers: Age of Ultron die Notwendigkeit von gesammelten Kräften dann ebenfalls breiten Raum einnimmt, liegt einerseits daran, dass in diesem Sequel auch die Gegner verstärkt zur Gruppenbildung neigen, andererseits an der Neigung zur Eigenmächtigkeit: Tony Stark alias Iron Man (Robert Downey Jr.) kann der Versuchung nicht widerstehen, den Kampf gegen das Böse mittels jener neuen Waffe zu führen, die er bei Hydra vorfindet und die sich bald als Trojanisches Pferd erweist: Ultron, eine ebenfalls seit langem im Marvel-Universum existierende Macht, will zwar auch die Erde retten, allerdings vor menschlichen Bewohnern.

Jedes Mal wenn jemand versuche, einen Krieg zu beenden, ehe dieser begonnen habe, dann würden Menschen sterben, meint Veteran Captain America (Chris Evans) zu seinem Kollegen. Aber kaum ist auch Wissenschafter Bruce Banner alias Hulk (Mark Ruffalo) von der neuen präventiven Feindabwehr fasziniert, können sich Hawkeye (Jeremy Renner), Black Widow (Scarlett Johansson) und Halbgott Thor (Chris Hemsworth) nur noch in Schadensbegrenzung üben.

Alles übertrumpfen wollend

Für einen Blockbuster mit geschätztem Produktionsvolumen von 250 Millionen US-Dollar funktionieren Abfolge und Choreografie der Scharmützel, die selbstverständlich auf einen alles übertrumpfen wollenden Showdown zusteuern, leidlich gut. Dazwischen gilt es vor allem, eine den Eintrittspreis rechtfertigende Länge von knapp zweieinhalb Stunden zu überbrücken. Wer als Superheld in diesem Film ein Gefühls- oder Familienleben hat oder anstrebt, bekommt dafür ein paar Minuten reserviert.

Ansonsten weicht der eine oder andere Spaß zum Thema korrekter Sprachgebrauch während des Kampfeinsatzes bald einer ernsteren Tonlage. Mit den Neuzugängen Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) und Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) aus der X-Men-Abteilung hat sich die Möglichkeit geboten, jene Frage zu formulieren, die von jeher alle Superhelden beschäftigt: In wessen Hände legt man seine Fähigkeiten?

Am Ende gilt es, den Korpsgeist noch einmal heraufzubeschwören, zumal nach dem Abspann das nächste Unheil dräut. In wenigen Jahren wird man wieder aufeinander angewiesen sein. (Michael Pekler, DER STANDARD, 22.4.2015)