Bühnenbildner und Künstler Bernhard Hammer hat in Krems "The Upper Classroom" eingerichtet.

Foto: Donaufestival

Wenn ein Goliath so groß wird, dass sein Kopf ganz in der "Cloud" verschwindet, wär's Zeit für einen David, aktiv zu werden. So lange will das niederösterreichische Donaufestival nicht mehr warten. Unter dem Motto "Rebuilding the World" wird dort bereits daran gearbeitet, so Festivalleiter Tomas Zierhofer-Kin, "neue Modelle des Denkens, Empfindens und Verhaltens" zu entwickeln, und zwar mit Kunst, in Programmen aus Musik, Performances, Tanz und Installationen.

Das Donaufestival ist keine Wellness-Oase. Da zögert man nicht, der Gesellschaft mit Kritik und alternativen Perspektiven zu nützen - trotz Gegenwinds, mit Arbeiten von Rimini Protokoll, Claudia Bosse u. a. oder Sounderweckungen etwa von Grouper, Battles und Godspeed You! Black Emperor, die Hirne wie Hormone zu neuem Denken und Erleben anheizen. Bernhard Hammer - er muss hier als Pars pro Toto herhalten - legt sich in seiner Installation The Upper Classroom gegen jene postdemokratische Auffassung von (Aus-)Bildung ins Zeug, die zu Rücksichtslosigkeit und einer Kultur des Eigeninteresses erzieht.

In den Arkadenhof der Kremser Minoritenkirche hat der gelernte Schlosser und Tischler aus Stainz, der sich als Bühnenbildner und Künstler einen Namen gemacht hat, eine wuchtige Kiste gebaut. Dieses "Klassen-Zimmer" betritt man durch eine schmale Tür und folgt dort einer Tonspur, die von den Besuchern und Besucherinnen bespielt wird. Da finden sich Muster von Rezitationen, Gebeten oder Verhören, die nicht ganz "normal" klingen. Eine Welt tut sich auf, die "kein Außerhalb mehr zulässt, bis ein winziger Akteur sich einschaltet ...". Ob das ein David ist oder eine weniger biblische Agentin, erfährt man vor Ort. (ploe, DER STANDARD, 22.4.2015)