Von 1938 bis 1945 wurden im Wiener Straflandesgericht mehr als 1.200 Menschen hingerichtet

Wien - Zur Erinnerung an die Opfer der NS-Justiz wurde beim Wiener Straflandesgericht ein Mahnmal errichtet. Eine große Pyramide aus Stahl trägt den Schriftzug "369 Wochen" und projiziert ihn an das Gerichtsgebäude, in dem von 1938 bis 1945 an mehr als 1.200 Menschen - viele von ihnen im Widerstand aktiv - die Todesstrafe vollstreckt wurde.

Das Mahnmal wird am Dienstagabend mit einer Gedenkstunde eröffnet, an der u.a. Kardinal Christoph Schönborn, Bundeskanzler Werner Faymann, Kunstminister Josef Ostermayer (beide SPÖ), Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und Gerichtspräsident Friedrich Forsthuber teilnehmen.

Geschichte sichtbar machen

Forsthuber hat sich in den vergangenen Jahren intensiv darum bemüht, die Geschichte des - rund 175 Jahre bestehenden - "Grauen Hauses" sichtbar zu machen. Seit Jänner erinnern zehn Zeittafeln an der Außenfassade an die wechselvolle Geschichte des Gerichts und der Strafgerichtsbarkeit von 1839 bis heute.

Damals erinnerte Widerstandskämpferin Käthe Sasso an die düstere Rolle des "Landls" während der NS-Zeit. Auf ihre Anregung wurde das von der österreichischen Künstlerin Eva Schlegel entworfene Mahnmal "369 Wochen" benannt - so lange dauerte die Nazi-Herrschaft in Wien. Die Zahl wird an jene Stelle des Gerichtsgebäudes projiziert, wo die Todesstrafe vollzogen wurde: In der Hinrichtungsstätte im Erdgeschoß wurden die Verurteilten geköpft. In den 1950er-Jahren wurde an dieser Stelle ein Gedenkraum eingerichtet. (APA, 21.4.2015)

Foto: Eva Schlegel