Sie wollte einiges neu und vieles sehr viel besser machen als ihre männlichen Vorgänger. Mit diesem nicht eben geringen Anspruch hat die CDU-Politikerin Ursula von der Leyen im Dezember 2013 als erste Frau das deutsche Verteidigungsministerium übernommen.

Freund und Feind war damals klar: Wenn sie, noch dazu als Frau, in diesem Mammutressort Erfolg hat, dann steht dem nächsten Schritt auf der Karriereleiter nichts mehr im Weg. Das wäre dann das Kanzleramt und die Nachfolge von Angela Merkel.

Doch nun ist von der Leyen unter Beschuss geraten. Das Standardgewehr der Bundeswehr (G36) weist laut einem Expertenbericht erhebliche Mängel auf. Das ist deutlich mehr als eine unangenehme Sache, die man aussitzen könnte. Wenn das Gewehr eines Soldaten im Kampfeinsatz nicht funktioniert, geht es um Leben oder Tod.

Dies trifft die Bundeswehr samt ihrer Chefin ins Mark. Da kann von der Leyen die Bundeswehr mit gemütlichen hellen Wohnstuben und neuen Arbeitszeitmodellen noch so sehr attraktiver machen wollen - bietet das Gewehr keine Gewähr, dann werden die dringend benötigten Freiwilligen eher fernbleiben. Von den Gefahren der bereits im Ausland eingesetzten Soldaten ganz zu schweigen.

Für Fehler ihrer Vorgänger kann von der Leyen nichts. Aber sie wird an ihren eigenen Taten gemessen werden. Und dazu gehört auch die Aufklärung dieser Affäre. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 21.4.2015)