85 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden daheim betreut.

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Wer in einem der geburtenstarken Jahrgänge 1939 oder 1940 geboren wurde, kommt heuer in das Alter, bei dem die Pflegebedürftigkeit stark ansteigt. Genau davor warnte das Hilfswerk in einer Pressekonferenz am Montag. Österreich steht vor einem 30-jährigen Pflegebedarf-Anstieg, der mit mehreren Spitzen aufwarten kann.

"Die demografische Atempause ist vorbei", sagtePräsident Othmar Karas. In den nächsten Jahren soll es pro Jahr 10.000 Pflegebedürftige mehr geben, was bedeutet, dass man in Österreich 1.500 zusätzliche Heimplätze und zirka 1.000 zusätzliche Pflege- und Betreuungsplätze benötigen wird. Dabei wird von einer gleichbleibenden Quote an betreuenden Angehörigen ausgegangen.

So lange wie möglich zu Hause

85 Prozent der Menschen werden daheim betreut und wollen dies auch so beibehalten. Hier befindet sich also der größte Ausbaubedarf, darauf macht nicht nur Walter Marschitz, Geschäftsführer des Hilfswerks Österreich, aufmerksam. Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich, erklärte am Montag: "Die Menschen wollen so lange wie möglich selbständig leben und müssen dabei unterstützt werden". In Zukunft werden also weiterhin die mobile Pflege und die Betreuung durch Angehörige die wichtigsten Rollen spielen.

Pflegeversicherung möglich?

Die Lösungsansätze für die Zukunft gehen jedoch auseinander: Fenninger hätte in Zukunft gerne eine Pflegeversicherung. Karas und Marschitz sehen die Valorisierung des Pflegegeldes als ausreichend und möchten lieber den Wert des Berufes gesteigert wissen, indem Pflegeberufe zur Gänze auf Fachhochschulen gelehrt werden, die Kompetenzen ausgeweitet werden und das Gehalt angepasst wird. Dafür braucht es, und da sind sich beide einig, eine homogene Berufsgruppe.

In der Gesundheits- und Pensionsreform 2016 sollen die Forderungen einfließen. (Johanna Schwarz, DER STANDARD, 20.04.2015)