Grüne Plakatpräsentation in Eisenstadt. Die Kandidaten werden dann in einer zweiten Welle affichiert, heißt es.

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Team-Stronach-Nationalrat Rouven Ertlschweiger (links) und der Deutschkreutzer Bürgermeister Manfred Kölly probieren es – wie man sieht, mit allem Ernst – gemeinsam.

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Eisenstadt – Wahlkampf im und ums Burgenland: das ist, wenn schon nicht rührend, so doch rührig. Ein Land, in dem es sich trotz allem – und, denkt man sich das Eisenstädter Landhaus dazu, trotz allen – gut leben lässt, lässt sich halt nur unter Leugnung des prallen Augenscheins schlechtreden.

Darunter leiden wahlkampftechnisch nicht nur die Opposition und alle, die gern eine werden würden. Auch Rot und Schwarz – jene beiden, unter deren Federführung das Land spürbar bergauf marschiert ist in den vergangenen 20 Jahren – suchen jetzt krampfhaft nach Anlässen, einander wie Hund und Katz zu sein. Rot hat diesbezüglich im Moment die Nase vorn. Und apropos Hund – nein, dazu später.

Der im Dezember vergangenen Jahres in die Asservatenkammer der Geschichte gestellte Regierungsproporz war – so wird vollmundig der Eindruck erweckt – jenes Körberl gewesen, in das man sich um den Preis, mit Flöhen aufzuwachen, halt legen musste mit dem schwarzen oder roten Hund. Und apropos Hund – nein, später.

Bürgerland

Nach und nach kommen alle in den Wahlendkampfmodus. Die Neos zum Beispiel feierten diesbezüglich gar eine flotte Party in Eisenstadt. Spitzenkandidat Christian Schreiter verkündete dabei die Hauptparole "Burgenland ist Bürgerland", verabsäumte es aber, den Slogan mit Peter Wagners "Burgenbürger" genauer zu differenzieren. Aber auch so waren alle Pinken der Ansicht. "Burgenland ist ein hartes Pflaster."

Ein ziemlich hartes. Fast so hart wie ganz Österreich für das Team Stronach, das sich in Pannonien zusammengetan hat mit der bodenständigen, bürgermeisterbasierten Liste Burgenland (LBL), für die der Deutschkreutzer Bürgermeister Manfred Kölly im Landtag sitzt und als Spitzenkandidat weiterhin sitzen will. Stronachs Partie hat sich mit dieser LBL zur Liste Bündnis Burgenland (auch LBL) zusammengeschweißt. Ob TS-Chef Rouven Ertlschweiger für das allfällige – ein innerer Verräter schrieb in Ertschweigers Miene "sehr, sehr allfällige" – zweite LBL-Mandat auf seinen Nationalratssitz verzichten würde, ließ er offen.

Nutze Dirn

Die Grünen strudeln sich auf diesem tiefen burgenländischen Boden, der gerade in Wahlkampfzeiten so kotig werden kann, seit Jahr und Tag ab. Den eben affichierten Wortspiel-Plakaten ("A gscheite Bildung wär nicht blöd") zum Trotz stößt die sonst eher fürs gehobene – um nicht zu sagen: abgehobene – Publikum redende Truppe in eine neue, interessante, wohl auch bundesweit aufmerksam beobachtete Richtung.

Mit Regina Petrik – einer sehr zupackenden, zielorientierten Person, die im Burgenland mit dem flapsig nur klingenden Ausdruck "a nutze Dirn" beschrieben wird – hat nicht nur eine im katholischen Lager Großgewordene das Ruder übernommen. Petrik hat das vergangene Jahr, in dem sie zwischen dem Beruf der angestellten Landesgeschäftsführerin und dem der nichtangestellten Spitzenkandidatin dazu genutzt, sich ein wenig umzuschauen in jenen Ecken der wirklichen Welt, in die Grüne eher nicht so schauen – oder wenn, dann eher als Besserwisser.

Klar war Petrik klar, dass es einen Unterschied macht, ob sie einen Monat lang Büstenhalter zusammennäht oder das ganze Leben. Aber diesen einen Monat war Petrik eben tatsächlich eine Kollegin jener südburgenländischen Frauen, die der Konzern Triumph unlängst erst auf die Straße gestellt hat, weil sie im globalen Maßstab zu ineffizient wären. Die Grünen wildern im roten, von Blauen belagerten Arbeiterrevier – ein Nebenaspekt, mag sein. Aber ein spannender.

Reimrumpeln

Zumal die Roten diesbezüglich zurzeit mit Vorliebe gegen die Nachbarn kämpfen. Burgenländische Arbeitsplätze für Burgenländer – das stellte unlängst Hans Niessl den Schwarzen als Rute ins Koalitionsfenster. Da konnte Franz Steindl noch so sehr darauf hinweisen, dass weder der heimische noch der europäische Gesetzgeber zwischen "Arbeitnehmern" und "burgenländische Arbeitnehmern" zu unterscheiden wissen.

Die Blauen tun sich da schon leichter. "Heimische Könner – statt Ost-Dumpinglöhner" schreit das aktuelle Plakat. Und das muss auch jene Roten schmerzen, die inhaltlich daran nichts auszusetzen hätten. Man kann "Könner" einfach nicht auf "Löhner" reimen.

Das ginge höchstens mit "Köhner". Aber das traue sich einer einmal, wenn er weiterhin ins Wirtshaus gehen will.

Jetzt aber: Apropos Hund

In diesem Fall ist der Herr keineswegs wie’s G’scherr. Hans Niessl ist nicht klein, weiß, idefixoid, sozusagen unentwegt am Zaun entlang und um die Wadeln herumkläffend. Hans Niessl ist, wenn er denn ein Hund wäre, eine Art Pitbull, wie man sie im defensiven Mittelfeld der Regionalliga Ost – zu Niessls Spieler- und Spielertrainerzeiten war das immerhin die zweithöchste österreichische Liga – immer noch sehr gut brauchen kann. – A nutzer Bui, sozusagen.

(Wolfgang Weisgram, derStandard.at,

20. 4. 2015)