Das sieht nach einer schweren Schlappe aus. Martin Winterkorn hat die Attacke seines Aufsichtsratspräsidenten Ferdinand Piëch nicht nur überlebt, es deutet sogar alles auf eine Vertragsverlängerung des VW-Vorstandsvorsitzenden hin. In einer Krisensitzung in Salzburg Donnerstagabend soll der Alte, wie Piëch konzernintern genannt wird, völlig isoliert gewesen sein. Nicht nur der Ministerpräsident von Niedersachsen und die Belegschaftsvertreter, sondern auch die Familie Porsche-Piëch hat den vermeintlich allmächtigen Ingenieur in die Schranken gewiesen. Zu seinem 78. Geburtstag hat der Ziehvater von Winterkorn wohl andere Geschenke erwartet.

Doch möglicherweise verfolgt Piëch ohnehin ganz andere Ziele. Dass er zum operativen VW-Chef öffentlich auf Distanz ging, könnte mehr mit seiner eigenen Nachfolge als mit einem Ausscheiden Winterkorns zu tun haben. Piëch will verhindern, dass ihm der jetzige Vorstandsvorsitzende als Aufsichtsratspräsident nachfolgt. Verlängert Winterkorn über 2016 hinaus, muss ein anderer den Posten des Chefkontrolleurs des größten europäischen Autobauers übernehmen.

Man wird also noch zwei Jahre warten müssen, um zu sehen, wer nun tatsächlich eine Schlappe erlitten hat. Sollten sich die Spekulationen bewahrheiten, würde sich allerdings eines bestätigen: Wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele geht, scheut Piëch vor nichts zurück. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 18.4.2015)