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Tennisspieler Rafael Nadal nach seinem Finalsieg in Kalifornien vor zwei Jahren: Verschwitzt aber freudig.

Foto: REUTERS/DANNY MOLOSHOK

Angst, Anziehung und sogar Erfolg – betrachtet man die Forschungen der letzten Jahre, scheint Schweiß durch chemische Signale eine ganze Palette an Gefühlsregungen zu kommunizieren. Und da darf das Glück nicht fehlen. Ein europäisches Forscherteam kam auf die Idee, die chemischen Spuren von positiven Empfindungen in unserer Transpiration zu suchen. Nach Angaben der in "Psychological Science" publizierten Studie nimmt unsere Nase Glücklich-Sein bei anderen nicht nur wahr, der Gefühlszustand steckt auch an.

Nicht nur bei Tieren ist Geruch ein wichtiger Teil der Kommunikation. Auch die menschliche Nase nimmt chemische Signale des Gegenübers auf und reagiert darauf: "Unsere Studie lässt vermuten, dass eine glückliche Person andere in ihrer Umgebung mit Glück erfüllt", sagt Psychologe Gün Semin von der Utrecht Universität in einer Presseaussendung. Schweiß, der während einer fröhlichen Episode produziert wird, scheint auch im Empfänger ein Abbild davon auszulösen.

Reiner Schweiß für feine Nasen

Zu diesem Schluss kam eine Untersuchung, die 36 Frauen dem Schweißgeruch von 12 Männern aussetzte. Die Forscher wählten diese Geschlechterverteilung, da Frauen über einen besseren Geruchssinn verfügen und besonders sensibel auf chemische Signale reagieren sollen.

Erst eliminierten die Wissenschafter bei den Männern alles, was den Geruch des Glücks ungewollt beeinflussen könnte. Zu Beginn des Experiments wuschen die Testpersonen ihre Achselhöhlen und legten ein frisch gewaschenes T-Shirt an. In den Wochen davor waren Rauchen, Medikamente, Alkohol, Geschlechtsverkehr, übermäßiges Training und stark riechendes Essen tabu. Außerdem wurden psychische Krankheiten bei den Probanden ausgeschlossen.

Glück und Angst in der Achseleinlage

Von den Achseleinlagen sollte nur eine bestimmte Emotion in flüssiger Form eingefangen werden, die durch Videos induziert wurde – einmal vermittelten die Sequenzen Glück, einmal Angst, einmal eine neutrale Stimmung. Danach mussten die Testpersonen bewerten, wie angenehm oder unangenehm bestimmte chinesische Symbole auf sie wirkten. Dieser Test ist keine kalligraphische Erhebung, sondern gibt implizit Aufschluss über die momentane Gefühlslage.

In einem doppelblinden Versuch gelangte der Geruch dann in die Nase der Frauen. Dabei hielten Wissenschafter mit Videoaufzeichnungen ihren Gesichtsausdruck bis ins kleinste Detail fest, um verräterischen Bewegungen auf die Spur zu kommen. Der Glücksschweiß zeigte Wirkung: Die Probandinnen nutzten die Gesichtsmuskulatur des "Duchenne-Lächelns" stärker, das als Indikator für ehrliches Lächeln gilt. Geruchsproben für Furcht resultierten hingegen in ängstlichem Stirnrunzeln.

Glücklich – Sein oder Schein?

Die weiblichen Testpersonen spiegeln also das Verhalten, aber fühlen sie sich auch glücklicher? Die Bewertung der chinesischen Zeichen bei den Frauen zeigte keine Auswirkungen des fremden Glücksgeruchs. Gesichtsmuskulatur und verbale Äußerungen über die Schriftzeichen sprechen hier also eine andere Sprache.

Für die Ergebnisse war es unerheblich, ob die Probandinnen den Geruch der Männer als unangenehm empfanden oder nicht. Zumindest nach Außen hin verbreitet Glücksschweiß also unbewusst gute Laune. Die Ergebnisse könnten für die Parfumindustrie von Interesse sein, sagt Semin. (red, derStandard.at, 18. 4.2015)