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Firefox laufen die Nutzer davon.

Foto: ALBERT GEA / REUTERS

Browserhersteller Mozilla kommt ein kaum zu überschätzender Verdienst zu: Mit dem Firefox gelang es, die jahrelange Dominanz des Internet Explorers zu brechen und neuen Schwung in die Weiterentwicklung des Webs zu bringen. Dankbarkeit ist bei den Nutzern allerdings eine Kategorie untergeordneter Bedeutung, und so scheint das Unternehmen langsam in die Krise zu schlittern.

Eindeutige Zahlen

Die Zahlen sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache: Im Desktopbereich ist der Firefox von seinen besten Zeiten mittlerweile weit entfernt. Waren es im vierten Quartal 2009 laut den Zahlen von Net Applications fast ein Viertel aller weltweiten Nutzer, die den Mozilla-Browser verwendeten, ist dieser Wert aktuell auf 11,89 Prozent gesunken. Besonders unerfreulich für Mozilla: Alleine im letzten Jahr hat der Firefox gut ein Drittel seiner Nutzer verloren. Der Userschwund scheint sich also aktuell sogar noch weiter zu beschleunigen.

Mozilla selbst spricht in einer internen Präsentation von "alarmierenden Verlusten im Jahr 2014", wie Techcrunch berichtet. Grund dafür ist vor allem der rasante Aufstieg von Googles Chrome, der mittlerweile in einigen Ländern zum meistgenutzten Browser avanciert ist.

Mobile Ambitionen

Dazu kommt, dass die mobilen Ambitionen von Mozilla bisher wenig Erfolg zeigen: So arbeitet man seit Jahren mit Firefox OS an einem eigenen Betriebssystem für Smartphones, Geräte damit gibt es bisher aber nur wenige. Die Verbreitung ist dementsprechend verschwindend gering. Wenig hilfreich ist dabei, dass Mobiltelefonhersteller und Netzbetreiber zwar gerne betonen, dass sie neben Android und Apples iOS gerne eine dritte Option hätten, in der Praxis aber wenig dafür tun.

An Googles Tasche

Mittelfristig könnte all das Mozilla auch in finanzielle Probleme bringen: Die Einnahmen lukriert man derzeit praktisch zur Gänze aus Abmachungen mit Suchmaschinenanbietern. Bis vor kurzem hieß das vor allem: Google. Im Jahr 2013 - für 2014 wurden bisher keine Zahlen veröffentlicht - kamen 90 Prozent der Einnahmen des Unternehmens von insgesamt 311 Millionen US-Dollar (287 Millionen Euro) vom Browserkonkurrenten.

Alternative Wege

Dass solch eine einseitige Abhängigkeit auf Dauer gefährlich ist, hat man mittlerweile auch bei Mozilla erkannt. Also wurde der Deal mit Google nicht mehr verlängert, stattdessen versucht man nun regionale Abmachungen zu schmieden. In den USA ist beim Firefox also nun Yahoo die Default-Suche, in Russland Yandex. Wie viele diese jeweils dafür zahlen, ist bisher nicht bekannt.

Schwächelnde Verhandlungsposition

Viel wird also vom Verhandlungsgeschick Mozillas abhängen. Klar ist aber, dass die sinkenden Marktanteile der Position des Firefox-Herstellers in den Verhandlungen nicht unbedingt hilfreich sind. Zudem muss sich erst beweisen, welchen Wert die Voreinstellung als Default-Suchmaschine überhaupt hat. Bisher war das von Google und Mozilla immer nur angenommen worden. Jetzt bekommt man hingegen reales Datenmaterial: Wie viele der Firefox-Nutzer beharren tatsächlich auf der Voreinstellung? Stellen viele wieder auf Google zurück, könnte es mit dem Geschäftsmodell von Mozilla rasch zu Ende gehen. Dass Google einiges dafür tut, die Nutzer zum Wechsel zu bringen, versteht sich von selbst.

Managementwechsel

Zu alldem kommt, dass das Management des Browserherstellers in den letzten Jahren von Turbulenzen gekennzeichnet war. Trat im Vorjahr der CEO des Unternehmens nach öffentlich ausgetragenen Konflikten bereits nach wenigen Wochen wieder zurück, verabschieden sich nun mit Mozilla-Präsident Li Gong und Mobilchef Rick Fang zwei weitere Topmanager, wie das Unternehmen bestätigt.

Fightback

So einfach will sich Mozilla aber natürlich nicht geschlagen geben. In Kürze soll eine intern "Fightback" genannte Kampagne starten. Die zentrale Message: Firefox sei im Vergleich zu Chrome und Internet Explorer die unabhängige Lösung. Und damit auch die einzige, die die Privatsphäre der Nutzer in den Vordergrund stellt. Parallel dazu sollen auch neue Plattformen erobert werden: Mozilla arbeitet gerade an einer Firefox-Ausgabe für iPhones und iPads. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 22.4.2015)