Sozialunternehmen (Social Businesses) leisten einen Beitrag zur Lösung eines sozialen Problems, agieren dabei aber als marktwirtschaftliche Unternehmen mit Gewinnabsicht. Der erwirtschaftete Gewinn wird nach Abzug der Investitionskosten ausschließlich für den sozialen Zweck eingesetzt. In der Regel werden Sozialunternehmen von Sozialunternehmern (Social Entrepreneurs) gegründet und geführt. Sie haben grundsätzlich die Idee für soziale Innovationen, es fehlt ihnen aber oft entweder der Branchenzugang (wenn sie aus der Wirtschaft kommen) oder die Erfahrung in Marktsituationen, wenn sie aus der Sozialbranche kommen.

In den letzten Jahren hat die Zahl der sozialunternehmerischen Initiativen auch in Österreich zugenommen, damit aber auch die Notwendigkeit einer klaren Rollenverteilung und strategi-schen Positionierung im entsprechenden Umfeld, da es auch andere Akteure gibt, die sich mit dem Lösen sozialer Fragestellungen in unterschiedlicher Form beschäftigen.

In diese sozialunternehmerische Landkarte ist in der letzten Zeit Bewegung gekommen:

(Gemeinnützige) Stifter: Sie spielen generell in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz nach wie vor eine geringe Rolle und haben teilweise noch wenige Informationen über bzw. Grundverständnis für die komplexen Zusammenhänge bei der Lösung sozialer Fragen. Moderne Stifter müssen sich die Frage stellen, wie sie ihren Wirkungsgrad optimieren können, und sich klar positionieren. Die Unterstützung von Sozialunternehme(r)n wäre ein Ansatz und kann durch das gerade beschlossene Gemeinnützigkeitspaket einen starken Aufwind erleben.

Klassische Non-Profit-Organisationen: Sie müssen ihre Rolle gegenüber Sozialunternehme(r)n definieren. Sind sie zumindest teilweise selbst Sozialunternehmen? Bieten sie Raum für den Aufbau innovativer sozialer Ideen? Einzelne NPOs betätigen sich bereits in dieser Rolle, der größere Teil hat aber nach wie vor Berührungsängste und kein klares Bild im Umgang mit dieser Frage und muss sich ebenfalls klar positionieren.

Öffentliche Verwaltung: In diversen Fördersystemen für Sozialleistungen ist bisher oft noch kein Platz für neue Zugänge bzw. für Innovationen generell, obwohl diese möglicherweise in Summe effektiver wären. Durch die zunehmend umgesetzte Wirkungsorientierung wird aber auch im öffentlichen Bereich über alternative Herangehensweisen diskutiert, die Sozialunternehmertum fördern. Die Überlegungen zu den Social Impact Bonds im Sozialministerium sind ein Beleg dafür.

Unternehmen: Sie definieren ihre soziale Verantwortung oft über klassische Corporate-Social-Responsibility-Ansätze, die nicht selten sehr verkürzt als Marketing- bzw. Imageinstrumente verstanden werden. Gerade hier gibt es in letzter Zeit starke Impulse in Richtung eines Umdenkens: Michael Porter, der strategische Vordenker aus den USA, spricht in diesem Zusammenhang vom "Shared Value". Unternehmen müssen zunehmend wettbewerbsorientiert und sozial denken und handeln, um insgesamt wertsteigernd zu agieren.

Diese Ansätze stecken in Österreich sicher noch in den Kinderschuhen und könnten vermehrt zur Bildung von Sozialunternehmen führen.

In Summe fehlt es nach wie vor an Koordination zwischen diesen Beteiligten, um die Idee des Sozialunternehmertums noch besser umzusetzen und den Wirkungsgrad im Sozialbereich zu erhöhen. Es bedarf vermittelnder Unterstützung durch neutrale Experten, um diese Akteure besser zusammenzuführen und für diese Akteure ihre eigene Rolle in Bezug auf das Sozial-unternehmertum zu schärfen. Organisationsberater mit Branchenerfahrung im Sozialbereich können diese Rolle übernehmen. (DER STANDARD, 18./19.4.2015)