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Verkehrsminister Alois Stöger kann zufrieden sein.

Foto: apa/Barbara Gindl

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Grafik: apa

Wien - Die Früchte von fünf Jahren Konsolidierungsarbeit erntet die Österreichische Bundesbahn. Der Konzern mit knapp 40.000 Beschäftigten (Vollzeitäquivalenten) steigerte seinen Gewinn vor Steuern (EBT) um 68 Prozent auf 171,7 Millionen Euro. Die Umsatzentwicklung hielt damit freilich nicht mit, bei ungefähr gleichbleibender Zahl der Fahrgäste stagnierten die Konzernumsatzerlöse bei 5,27 Milliarden Euro.

Stabilisiert hat sich die Eigenkapitalfront, insbesondere im Güterverkehr. Die Gütertochter Rail Cargo Austria (RCA) wies 2014 - erstmals seit fünf Jahren - ein positives Eigenkapital aus. Die RCA-Eigenkapitalquote gab ÖBB-Holding-Finanzvorstand Josef Halbmayr mit 0,6 Prozent an, die Nettoverschuldung mit 1,213 Milliarden Euro. Womit klar ist, dass die Reise in den nächsten Jahren auch noch keine wirklich entspannte sein wird: Ziel ist laut ÖBB-Holding-Chef Christian Kern Eigenmittelauf- und Schuldenabbau: "Wir wollen so viel Geld verdienen, dass wir unsere Kapitalkosten verdienen." Bis 2020 wolle man im Eigenkapital Richtung 25 Prozent kommen.

Da sowohl im Güter- wie im Personenverkehr Investitionen ins rollende Material anstehen, verspricht dies eine Herausforderung zu werden, zumal die Bahn von niedrigem Diesel- und Strompreis ebenso profitiert wie vom tiefen Zinsniveau. Letzteres kommt der Bahn insbesondere beim Annuitätendienst in der Infrastruktur zugute. Da die ÖBB-Infra allerdings jährlich an die zwei Milliarden Euro in Tunnel, Hochleistungsstrecken und Bahnhöfe investiert, bleibt die Entlastung an der Zinsfront quasi unsichtbar.

Kaum mehr Güter

Dass der Umsatz im Güterverkehr um neun Prozent eingebrochen ist, obwohl die transportierten Gütermengen kaum gestiegen sind, liegt nicht nur an konjunkturbedingt rückläufigen Gütervolumina, sondern vor allem am konzerninternen Verkauf der unprofitablen Stückgutverkehre an die ÖBB-Holding (der STANDARD berichtete). Zuvor waren die Terminals in die RCA-Konzernschwester ÖBB-Infra abgespalten worden, was die Sanierung der RCA ebenfalls entlastete. Abzüglich der (um drei auf 24,7 Mio. Tonnen gestiegenen) konzerninternen Transporte (u. a. für Bahnbaustellen) beförderte RCA im Vorjahr 110,1 Millionen Nettotonnen.

Last, but not least stiegen auch die staatlichen Zuschüsse - die ÖBB-Führung nennt sie gemeinwirtschaftliche Leistungsbestellungen des Bundes (GWL) - für Spezialtransporte wie Rollende Landstraße oder Kombiverkehr um sechs Prozent auf 82 Mio. Euro. Im Ergebnis profitiere man dadurch nicht automatisch, belehrte ÖBB-Holding-Chef Kern, denn mehr Rola-Transporte verursachten bei RCA schließlich auch mehr Kosten. Jedenfalls schoss das RCA-Ergebnis (Ebit) von 76 auf 104 Mio. Euro in die Höhe.

Apropos: Höhere GWL flossen auch der ÖBB-Personenverkehr AG zu, wobei diesen (abseits der Valorisierungen durch die öffentliche Hand im Ausmaß von 16 Mio. Euro) zusätzliche Bestellungen an Nah- und Regionalverkehrszügen gegenüberstehen. Die GWL des Bundes stiegen von 619 auf 636 Mio. Euro, weitere 269 Mio. Euro kamen über Verkehrsdiensteverträge (VDV) mit Ländern und Gemeinden in die ÖBB-Kassen (2013 waren es 269 Mio.).

Bereinigt um 926 Mio. Euro an GWL und VDV sowie gut 50 Mio. Euro an "sonstigen Erträgen" aus ÖBB-Produktion und ÖBB-Technische Services bleibt von 1,94 Milliarden Euro Umsatz im Schienenpersonen- und Postbus-Verkehr weniger als eine Milliarde Euro an reinen Markterlösen. In den Erlösen enthalten, aber nicht extra ausgewiesen, sind nämlich öffentliche Abgeltungen für Sozialtarife aus dem Familienlastenausgleichsfonds sowie Abgeltungen für "bestellten Linienverkehr" in den Regionen, vorzugsweise für den Postbus. Insider taxierten die zwei Positionen in der Vergangenheit auf 250 Millionen pro Jahr. Die Menschen bekommen für das zusätzliche Geld bessere Leistungen als früher, so das Credo der Bahn.

Die Nettoverschuldung stieg auf 20,839 Mrd., heuer dürften es 22 Milliarden werden. (ung, DER STANDARD, 18.4.2015)