Brasília/Bonn - Die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes hat sich deutlich verlangsamt: Mit rund 5.000 Quadratkilometern jährlich beträgt der Verlust "nur" noch rund ein Sechstel im Vergleich zum Jahr 2004. Ein internationales Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn hat nun evaluiert, welche Schutzmaßnahmen besonders effizient sind. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Plos One" vorgestellt.

"Seit Jahren ist ein deutlicher Rückgang bei der Abholzung zu verzeichnen", sagt Jan Börner vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn. Fielen nach der amtlichen Statistik Brasiliens im Jahr 2004 noch 27.772 Quadratkilometer der Wälder vorwiegend landwirtschaftlicher Nutzung zum Opfer, war die Abholzung 2012 bereits auf 4.656 Quadratkilometer zurückgegangen.

Parallelen zu Verkehrssündern

Die Regenwaldvernichtung wird insbesondere von großen Viehzüchtern und Farmern, aber auch von Kleinbauern vorangetrieben. Neue Straßen begünstigen die Holzentnahme und Rodung. Das Forscherteam um Börner analysierte rund 15.000 dokumentierte, über das Amazonasbecken verteilte Gesetzesverstöße um zu messen, wie effektiv die Durchsetzung des Regenwaldschutzes war. "Mit dem Schutz vor Abholzung verhält es sich im Prinzip genauso wie mit Geschwindigkeitsbeschränkungen im Straßenverkehr: Je höher die Strafen und je häufiger die Kontrollen, desto größer ist das Abschreckungspotenzial", so Börner.

Seit einigen Jahren ist die Polizei für die Überwachung des Amazonasregenwaldes mit GPS-Geräten ausgestattet. Verstöße gegen das Abholzverbot können deshalb genau geortet werden. Die Forscher konnten anhand der behördlichen Daten der Behörden nachvollziehen, wie effektiv in den verschiedenen Regionen die Umsetzung der Schutzbestrebungen ist: Wo wurde wieviel Regenwald abgeholzt und wie viele Strafen wurden verhängt?

Polizisten und Satelliten

Der effektive Schutz des Regenwaldes hängt demnach vor allem davon ab, wie präsent die Polizei vor Ort ist, wie konsequent bestraft wird und wie gut die Strafverfolgungsbehörden bei der Ahndung von Verstößen zusammenarbeiten. So setzen etwa die Behörden in den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso und Pará die Schutzbestrebungen besonders effektiv um. "Die Staatsanwaltschaft in diesen Staaten hat den Druck stark erhöht: Sie führt schwarze Listen über Agrarbetriebe, die gegen die Schutzbestimmungen verstoßen", berichtet der Forscher. Großhändler dürften dann diesen Betrieben keine Waren mehr abnehmen.

Außerdem sei es wichtig, dass die Strafen zeitnahe erfolgen. Brasilien habe deshalb ein effektives Satellitenüberwachungssystem aufgebaut, mit dem sich illegale Abholzungen nachweisen lassen. Durch die verbesserte Infrastruktur im Amazonasbecken könnten solche Verstöße binnen Tagen verfolgt und geahndet werden. "Brasilien zeigt, wie man mit Investitionen in Satellitensysteme und einer konsequenten Verfolgung von illegaler Abholzung zum Schutz der international wichtigen Regenwälder beitragen kann", fasst der Forscher die Ergebnisse zusammen. Eine vielversprechende Strategie sei darüber hinaus, die Bauern für die Vermeidung von Abholzungen zu belohnen. (red, derStandard.at, 20.5.2015)