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AHM: "Gegen Djokovic gibt es keine Taktik, die zum Erfolg führt, so ein Spieler hat keine Schwächen."

Foto: APA/EPA/Nogier

Wien/Monte Carlo - Tennisprofi Andreas Haider-Maurer hat, wie man so schön sagt, einen Run. Beim ATP-1000-Turnier in Monte Carlo bezwang er mit Ernests Gulbis (6:0, 6:1) und Bernard Tomic (6:7, 7:6, 6:4) die Nummern 17 und 26 der Weltrangliste. In der dritten Runde trifft der 28-jährige Niederösterreicher am Donnerstag auf Branchenprimus Novak Djokovic. Zuvor sprach er noch mit derStandard.at.

derStandard.at: Vor jedem Spiel sieht man sich die Schwächen des Gegners an. Was macht man vor einem Match gegen Novak Djokovic?

Haider-Maurer: In erster Linie regenerieren. Gegen Djokovic gibt es keine Taktik, die zum Erfolg führt, so ein Spieler hat keine Schwächen. Wenn er seinen Rhythmus gefunden hat, wird es ganz, ganz schwer. Da muss man realistisch bleiben.

derStandard.at: Welche Chancen sieht der Realist gegen die unumstrittene Nummer eins der Welt?

Haider-Maurer: Geringe. Es wäre übertrieben, wenn ich von einem Sieg sprechen würde. Aber auch in so einem Match muss man sich gewisse Ziele stecken, ich will nicht nur ein bisschen mitspielen. Ich möchte alles versuchen, die Vorfreude ist jedenfalls groß.

derStandard.at: Sie haben am Dienstag den in Hochform agierenden Bernard Tomic in einem dramatischen Match bezwungen. Wie hoch schätzen Sie diesen Erfolg ein?

Haider-Maurer: Es war eines meiner besten Spiele. Gegen Tomic muss man Schach spielen, er spielt es sehr intelligent, macht keinen Blödsinn. Man muss sich alles erkämpfen und dabei geduldig bleiben. Das habe ich geschafft.

derStandard.at: Ist so ein Thriller in puncto Selbstvertrauen noch wertvoller als ein glatter Sieg gegen Ernests Gulbis?

Haider-Maurer: Keine Frage, so eine enge Partie tut doppelt gut. Auch wenn ich nachher sehr schlecht geschlafen habe. Nach so einem Marathon kommt man nicht so schnell zur Ruhe.

derStandard.at: Sie haben 13 Breakbälle abgewehrt und ihre wiederum effektiv verwertet. Ist das ein neues Selbstvertrauen?

Haider-Maurer: Ich habe vergangene Saison auch gute Spiele gehabt, aber vermutlich hätte ich so ein Spiel verloren. Man muss mental auf der Höhe sein. Jeder Sieg auf diesem Niveau bringt einen weiter, man spürt plötzlich mehr Respekt bei den Gegnern.

derStandard.at: Sie haben 2015 bereits 11 Spiele auf ATP-Ebene gewonnen. Warum läuft es so gut?

Haider-Maurer: Ich habe mit meinem Coach Daniel Huber das Training umgestellt und so mein Spiel weiterentwickelt. Ich kann den Schlägen nun viel mehr vertrauen. Und das merkt man auf dem Platz.

derStandard.at: Wo wurde angesetzt?

Haider-Maurer: Es ging vor allem um die Beinarbeit, da haben wir den Schwerpunkt gesetzt. Ich stehe nun besser zum Ball. Wenn man die Vorgaben konsequent umsetzt, geht es irgendwann über, man gewinnt das notwendige Vertrauen.

derStandard.at: Vergangene Saison waren Sie vorwiegend in der Pampa, also auf der Challenger-Tour unterwegs, am Donnerstag wartet der Center-Court von Monte Carlo.

Haider-Maurer: Das ist der Lohn für die harte Arbeit, ich genieße es. Schon in der ersten Runde habe ich dort gegen Gulbis gespielt. Der Platz war gegen Ende der Partie sehr gut besucht. Das motiviert zusätzlich, dafür rackert man sich ab. Man spürt die Anerkennung.

derStandard.at: Vor einem halben Jahr haben Sie die Top 50 der Welt als Ziel angegeben. Da hat so mancher Beobachter geschmunzelt. Kommende Woche werden Sie auf Platz 47 geführt. Eine Genugtuung?

Haider-Maurer: Natürlich. Ich wurde ja quasi schon abgeschrieben. Es hieß, ich sei ein besserer Challenger-Spieler, kein Kandidat für die Top 100. Das bekommt man schon mit.

derStandard.at: Aber sind Sie von den Ergebnissen in dieser Saison nicht selbst ein wenig überrascht?

Haider-Maurer: Ich hätte es in dieser Weise auch nicht erwartet. Dass ich die Resultate in dieser Konstanz liefern kann, ist extrem positiv. Aber ich setze mir bereits neue Ziele: Ich will in die Top 40.

derStandard.at: 2015 haben Sie bereits 230.000 Dollar eingespielt. Das entspricht den Einnahmen der gesamten Vorsaison. Schon einen Bausparvertrag angelegt?

Haider-Maurer: Es ist super, wenn was hereinkommt. Aber auf dem Court denke ich nie ans Geld, dort geht es nur um den Sport. Die Einnahmen sind ein angenehmer Nebeneffekt.

derStandard.at: Wir haben eingangs über das Spiel von Novak Djokovic gesprochen. Was kann man gegen einen Haider-Maurer machen?

Haider-Maurer: Es gibt schon Dinge, die mir wehtun. Aber es wäre nicht gescheit, wenn ich sie sagen würde. (Philip Bauer, derStandard.at, 15.4.2015)