Ihrer Hoffnung, dass sich das verbesserte Verhältnis der USA zu Kuba auch auf das eigene Leben positiv auswirken wird, verleihen die Kubaner schon jetzt öffentlich Ausdruck. Stars and Stripes auf T-Shirts und Shorts sind im Straßenbild Havannas immer öfter zu sehen, wie die "New York Times" berichtet. Von einer feindlichen Gesinnung ist nichts zu spüren, vielmehr wird auf den Aufbruch gewartet.

Dass US-Präsident Barack Obama Kuba nun von der Terrorliste streicht, wird den Prozess weiter beschleunigen. Die Menschen hegen große Hoffnung, dass die Isolation bald der Vergangenheit angehört und der wirtschaftliche, kulturelle und soziale Austausch zwischen beiden Ländern wieder florieren kann.

Doch nicht nur Kuba erlangt damit wieder mehr Handlungsspielraum. Es sind vor allem die USA selbst, die offenbar zu der Erkenntnis gelangt sind, dass sie sich mit der Embargopolitik selbst ins Abseits manövriert haben. In der Region hat das festgefahrene Verhältnis der beiden Staaten immer wieder für Unmut gesorgt, konnte doch Kuba an vielen Konferenzen gar nicht teilnehmen. Auch das US-Handelsembargo wurde von den lateinamerikanischen Staaten, aber auch von der EU nie als nachahmenswert erachtet.

Gelebter Anachronismus

Insofern könnte die Kehrtwende nun auch die US-Beziehungen zu Kubas Nachbarn auf eine entspanntere, konstruktivere Ebene stellen. Wie anachronistisch der Umgang mit Kuba war, lässt sich auch daran ablesen, dass es für die USA nie ein Problem war, mit dem ehemaligen Kriegsgegner China, der den Ansprüchen liberaler Demokratien ebenfalls nicht gerecht wird, ein normales diplomatisches und wirtschaftliches Verhältnis aufzubauen.

Der Widerstand vieler US-Republikaner begründet sich vor allem damit, dass Kuba für die Lockerung der Sanktionen oder die Streichung von der Terrorliste keinen substanziellen Beitrag leisten musste. Dennoch: Der Kurswechsel bietet die Chance für ein Aufbrechen alter Strukturen und Bewegung, auch in Kuba selbst. (Teresa Eder, derStandard.at, 15.4.2015)