Das schwedische Label Monki kooperiert für seine Obstkollektion mit der Künstlerin Lynnie Zulu.

Frauen, die sich heute für Mode begeistern, haben sich im Griff. Zumindest erzählen sie das gern. Allerdings nicht nur der besten Freundin, sondern auch dem Instagram-Profil. Und zwar mit Bildern, die heitere Selbstdisziplin vermitteln. Deren Credo: Wer morgen schön sein will, kann ja heute schon mal was dafür tun. Und die Bilder? Die ähneln einander. Morgens ein Müsli aus Himbeeren und Chiasamen, zwischendurch ein Smoothie aus bekömmlichem Blattgrün, abends Fitnessstudio und danach Yoga-Matte. Für ein Cupcake ist maximal dann Platz, wenn es glutenfrei ist. Ansonsten dürfen die bunten Dinger nur noch vom Kamerauge festgehalten werden.

Es muss allerdings nicht viel drum herum geredet werden. Der Mode tut so viel Disziplin am Teller gut. Denn in der Mode, da ist alles beim Alten, da ist Exzess erlaubt, Einkaufen hat schließlich noch keinem geschadet. Wohl auch deshalb schauen seit einigen Saisonen so viele Accessoires zum Anbeißen aus. Mit Müsliriegeln, glutenfreiem Brot und Chiasamen hat das wenig zu tun. Dafür siehts nach allem aus, was irgendwann mal Spaß gemacht hat. Chanel lockte mit "Lait de Coco", einem Milchpackerl als Handtasche, Olympia le Tan mit Popkorn, Sophia Webster mit bananenbedruckten Schlapfen. 2015 noch immer beliebte Motive: Die aufgeschnittene Wassermelone und die Ananas mit ihrem sympathisch zotteligen Blattschopf.

Karl Lagerfeld, der privat nur noch an einem Cola Light-Strohhalm nuckelt, roch den Braten wie immer zum richtigen Zeitpunkt. Und baute in Paris vor einem Jahr eine Supermarktkulisse auf. Die spiegelte allerdings auch die Crux an der Begeisterung der Mode fürs Essen wieder: Das Zeug war selbstverständlich nur zum Fotografieren da. An der Kasse mussten Marmeladengläser und Konservendosen wieder abgegeben werden.

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Modenschau im Chanel-Supermarkt.
Foto: ap/camus

Nichtsdestotrotz ist das alles kein Grund, über das eigenwillige Verhältnis unseres Ess- und Konsumverhaltens die Nase zu rümpfen. War ja früher wirklich nicht alles besser, im Gegenteil. Vor zwanzig Jahren traten Frauen noch als "freche Früchtchen" im deutschsprachigen Privatfernsehen auf. Dirigiert wurden sie damals von Moderator Hugo Egon Balder - als halbnackte Erdbeeren und Zitronen. Will da noch jemand behaupten, Milchtüten über die Schulter zu hängen, sei eine doofe Idee? Eben. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 15.4.2015)

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