Augen gehören zu den wichtigsten Faktoren, die es bei der Tierpräparation zu beachten gilt: Farbe, Größe und Form der Pupille entscheiden darüber, ob ein Ausstellungsobjekt lebensecht wirkt oder nicht. Nur einer der fünf Füchse auf dem Bild hat die richtigen Augen - aber welcher?

Foto: NHM Wien / Kurt Kracher

Für jede Tierart gibt es das passende Auge.

Foto: NHM Wien / Kurt Kracher

Auch sonst werden verschiedenste Ersatzteile für die Präparate verwendet.

Foto: NHM Wien / Kurt Kracher

Speckkäferlarven helfen den Präparatoren beim skelettieren. Hier bearbeiten sie einen Mäusebussard.

Foto: NHM Wien / Kurt Kracher

Die Ausstellung "Buffalo Ballad" ist bis Oktober im Naturhistorischen Museum zu sehen.

Foto: NHM Wien / Kurt Kracher

Wien - Wer auf der Suche nach einer Ausbildung mit vielfältigen Anforderungen ist, könnte im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien fündig werden. Eine neue Sonderausstellung widmet sich der Arbeit seiner Präparatoren - ein aussterbender Beruf. Dabei verfügt Wien über die einzige Berufsschule für Tierpräparatoren im deutschsprachigen Raum.

Nur insgesamt sechs Lehrlinge aus jeweils drei Jahrgängen und Staaten belegen derzeit die Ausbildung. Eine aus diesem Nachwuchs, die Berlinerin Viktoria Niemann, absolviert ihre Lehre in der Zoologischen Hauptpräparation im NHM unter dem Leiter Robert Illek. Schon lange nicht mehr ist der Beruf auf das Ausstopfen von Tieren beschränkt: In Illeks Abteilung werken insgesamt sechs Präparatoren und eine Modellbauspezialistin an hunderten Objekten im Jahr. Zu den Aufgaben des Teams gehört nicht nur das Anfertigen von möglichst lebensnah wirkenden Exponaten.

Die ausgestellten Objekte sind nur die Spitze des Eisbergs: So sind zum Beispiel ungefähr 2500 Vogelpräparate zu sehen, gleich viele wie in den Kellern lagern, wo aber auch noch 120.000 Vogelbälge, je 10.000 Skelette und Eier aufbewahrt werden. Apropos Skelette: Dafür hat Illek eine Armee von kleinen Helfern. Speckkäfer sorgen dafür, dass kleinere Tiere wirkungsvoll abgenagt werden, ein Prozess, der in der Ausstellung live mitverfolgt werden kann. Das Bestreben des Menschen, Körper im Original zu erhalten lässt sich bis ins Alte Ägypten verfolgen, konsequenterweise ist das älteste Objekt der Ausstellung die Mumie eines Ibis. Die Ursprünge der Tierpräparation finden sich in der Herstellung von Jagdtrophäen. Doch während damals die Darstellung der Tiere als wilde Bestien gefragt war, gelten heute andere Ansprüche an das künstlerische Handwerk. Möglichst viel Originales soll erhalten werden, wo dies nicht möglich ist, wird versucht, mit modernsten Modellbautechniken möglichst originalgetreue Darstellungen zu schaffen. Dabei ist die enge Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Museums selbstverständlich.

Alte Methoden werden ebenso anschaulich präsentiert wie die aktuellen: Historische Objekte der Sammlung sind jederzeit für Überraschungen gut, wie die Suppenschildkröte, die mit Dutzenden Nestern von Webervögeln ausgestopft war, oder der Panzerwels aus dem Amazonas, dessen Füllung aus brasilianischen Pflanzen für die Botaniker interessant war. Heute wird nicht mehr ausgestopft, die Haut der Tiere wird stattdessen auf Modelle aus PU-Schaum aufgezogen.

Atemberaubende Bisonbilder

Besucher der Sonderschau sollten mehr Zeit einplanen, denn parallel zur Präparationsausstellung läuft die Fotoausstellung Buffalo Ballad der Naturfotografen Heidi und Hans-Jürgen Koch. In atemberaubenden Schwarz-Weiß-Bildern werden Bisons in ihrem natürlichen Lebensraum präsentiert.

Ruhender Bison-Bulle im Gras (Theodore Roosevelt National Park, North Dakota, USA)
Foto: Heidi & Hans-Jürgen Koch/Edition Lammerhuber

Die Fotografien sind eine würdige Hommage an die mythenumrankten Tiere, die einst in Millionen durch die Prärie zogen und den nordamerikanischen Kontinent beherrschten. Durch ungehemmte Bejagung an den Rand der Ausrottung gebracht, bevölkern heute wieder einige Tausend Tiere in Nationalparks ihre angestammten Habitate. (Michael Vosatka, DER STANDARD, 15.4.2015)