Dicker Teppich, dicker Luster, Säulen satt: So stellte sich Onkel Fränk aus Amerika ein nobliches Lokal vor.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Saibling, in Nussbutter confiert, mit Senfgurken und Sellerie.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Wer im Wohn- und Golfpark Fontana an Seahaven denkt, die Filmkulissenstadt aus Truman Show, teilt diese Meinung mit vielen. Okay, die Grenze zur echten Welt ist hier keine Kuppel mit aufgemaltem Himmel, sondern ein kilometerlanger Stacheldrahtzaun. Aber sonst geht es in der "gated community", die mit ihrem Fertigteilschloss als Clubrestaurant ein bissl wie eine blaue Lagune für Zuckergussvillen anmutet, ähnlich realitätsnah zu wie im legendären Jim-Carrey-Film.

Das könnte auch der Grund sein, warum dem Restaurant bislang wenig Erfolg in der echten Welt beschieden war. Das Anfang der Nullerjahre im Auftrag von Frank Stronach durch Toni Mörwald eröffnete Restaurant wirkte stets zu künstlich, als dass man das anfangs hochgestochene Essen als reale Größe wahrnehmen wollte. Dementsprechend fix wechselten die Betreiber, während die Küchenleistung sich mehr und mehr dem Niveau des künstlich angelegten Sees anpasste.

Neuer Elan

Seit Stronach den Komplex im vergangenen Jahr an seinen einstigen Manager, den nunmehrigen ÖIAG-Chef Siegfried Wolf verkaufte, wird hier mit neuem Elan geschraubt. Ob die Bude damit sympathischer wurde? Äh. Mit Gerhard Kaltenbacher als Restaurantleiter kam jedoch ein Mann, der die vergangenen Jahre im Hansen am Wiener Schottenring einen richtig guten Job gemacht hat. Mit Roland Pieber steht ein junger Mann am Herd, der bisher gar nicht fad unterwegs war: Zwei Jahre als Souschef unter Gerhard Fuchs, verantwortliche Positionen in Steirereck und Taubenkobel, zuletzt bei Thomas Hofer in dessen wunderbarem Culinariat im Mühlviertel.

Das Ambiente lässt halt wenig andere Perspektiven zu als Ausflüge mit geschmacksverwirrten Erbtanten oder eine Spaßexkursion in Sachen Edeltrash. Schade - das Essen kann sich nämlich sehen lassen und ist, nicht zuletzt, preislich kompetitiv. Die Karte übt den Spagat zwischen klassischer Wirtshauskost einerseits - richtig gutes Ochsenwangerl-Gulasch etwa oder tadelloses Naturschnitzel vom Kalb mit Reis (offenbar die Lieblingsspeise von Onkel Fränk) -, sehr ordentlich gemachten Clubhouse-Snacks anderseits (Clubsandwich vom Freilandhendl mit erstklassigen Pommes) und ein paar elaborierten Positionen, in denen der Koch zeigen kann, was er draufhat.

Das ist nicht wenig. Brunnenkresse-Spinat mit knusprig gebackener Forelle aus dem nahen Gut Dornau etwa macht als wunderbar frühlingswürzige Vorspeise Lust auf mehr. Salat mit allerhand fermentierten und eingelegten Knollen, Rübchen und Wurzeln ist eine federleichte, geschmacklich muskulös zusammengefügte Komposition - sehr gut.

Grand Cru Charity

In Nussbutter confierter Saibling mit Senfgurken und Sellerie schaut (siehe Bild) nicht nur verdammt gut aus, sondern ist auch eine der schlüssigsten Süsswasserfisch-Kompositionen seit Langem: Wie der sicher an den Glaspunkt gebrachte, butterzarte Saibling mit der milden Erdigkeit des Zellerpürees harmoniert, wie exakt bemessen die Säure der Senfgurke dazwischen fährt, das kann schon was. Dazu ein bissl Puffgetreide als Knusper, fertig.

Die Weinkarte ist nicht groß, aber ganz ordentlich, hinten raus warten noch ein paar richtig große Namen auf Entdeckung, deren Preise (etwa Château Margaux 2002 um € 295) der neue Eigentümer fast schon unter Wohltätigkeit verbuchen könnte. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 17.4.2015)