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Dem Polizisten wird Totschlag mit bedingtem Vorsatz vorgeworfen.

Foto: Cory Young/Tulsa World via AP

Washington – In den Vereinigten Staaten sorgt ein weiterer Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen einen unbewaffneten Afroamerikaner für Empörung. Die Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Oklahoma beschuldigte am Montag einen 72-jährigen Hilfssheriff des Totschlags. Er soll auf den 44-jährigen Eric H. geschossen haben, verwechselte dabei aber offenbar seine Schusswaffe mit einer Elektroschockpistole.

Die Polizei hatte den vorbestraften Afroamerikaner H. bei verdeckten Ermittlungen gegen illegale Waffenhändler als Verdächtigen im Visier. Die tödlichen Schüsse ereigneten sich bereits am 2. April. Am Wochenende wurden Videoaufnahmen des Vorfalls öffentlich: "Er hat mich angeschossen! Oh Gott", schreit H. , der später im Krankenhaus den Schussverletzungen erlag. Das Video wurde von einem Polizisten aufgenommen, der eine Sonnenbrille mit eingebauter Kamera trug.

Sträflich fahrlässiges Verhalten

Die Staatsanwaltschaft in Tulsa erklärte am Montag, dem Hilfssheriff werde Totschlag mit bedingtem Vorsatz vorgeworfen. Er habe sich sträflich fahrlässig verhalten. Bei einer Verurteilung drohen ihm zwei bis vier Jahre Haft.

Der Hilfssheriff, ein 72-jähriger Versicherungsmakler, bekannte sich gegenüber der Lokalzeitung "Tulsa World" zu der Tat: "Das war ich", sagte er demnach, wollte aber auf Anraten seines Anwalts keine weiteren Angaben dazu machen. Ein Polizeibeamter, der den Vorfall untersuchte, gab an, der Hilfssheriff habe in der Aufregung einer Verfolgungsjagd die falsche Waffe gezogen.

Debatte über Rassismus

In den vergangenen Monaten hatten mehrere Fälle von tödlichen Schüssen auf Schwarze durch weiße Beamte eine Debatte über Rassismus und Polizeigewalt in den USA ausgelöst. Im August war in der Kleinstadt Ferguson im Bundesstaat Missouri der unbewaffnete schwarze Jugendliche Michael Brown von einem weißen Polizisten getötet worden. Wegen mangelnder Beweise wurde der Beamte aber nicht angeklagt. Die Vorgänge führten in Ferguson und zahlreichen anderen Städten zu teils gewaltsamen Protesten.

In der Stadt North Charleston im Bundesstaat South Carolina wurde erst vergangene Woche ein Polizist wegen Mordes angeklagt, weil er nach einer Verkehrskontrolle einem fliehenden Afroamerikaner mehrmals in den Rücken schoss. Ein Passant hatte den Vorfall mit seiner Handykamera aufgenommen. (APA, 14.4.2015)