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Irakischer Ermittler am Tatort.

Foto: AP/Khalid Mohammed

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Unterstützung für die Angeklagten: Ex-Blackwater-Mitarbeiter vor dem Gerichtssaal

Foto: AP/Andrew Harnik

Washington - Sieben Jahre nach der Tötung von mindestens 14 irakischen Zivilisten sind vier ehemalige Mitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Wie ein US-Bundesgericht in Washington am Montag bekannt gab, muss der Ex-Söldner Nicholas Slatten wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis.

Seine früheren Kollegen Paul Slough, Evan Liberty und Dustin Heard kommen wegen Totschlags und illegalen Waffengebrauchs 30 Jahre hinter Gitter. Die Geschworenen des Gerichts hatten die vier Angeklagten bereits im Oktober schuldig gesprochen.

In dem Prozess hatte die Staatsanwaltschaft dargelegt, wie die Blackwater-Mitarbeiter am 16. September 2007 auf dem belebten Nissur-Platz in Bagdad mit Sturmgewehren, Maschinengewehren und Granatwerfern willkürlich in die Menge feuerten. Sie hatten einen Diplomatenkonvoi beschützen sollen.

Zivilisten getötet

Einer US-Untersuchung zufolge wurden binnen einer knappen Viertelstunde 14 Zivilisten getötet, irakische Ermittler sprechen von 17 Todesopfern. Weitere 18 Menschen wurden verletzt. Die Opfer, darunter Frauen und Kinder, seien unbewaffnet gewesen, teilte das US-Justizministerium nach dem Urteil am Montagabend (Ortszeit) weiter mit.

Während des Prozesses plädierten die früheren Söldner auf nicht schuldig und machten Selbstverteidigung geltend. Sie hätten den Fahrer eines herannahenden Autos damals für einen Selbstmordattentäter gehalten. Für ihre Darstellung, andere hätten zuerst das Feuer eröffnet, gab es aber keine Beweise. Die Anwälte der Ex-Söldner hatten in dem Prozess den Tod unschuldiger Zivilisten zwar als tragisch bezeichnet, aber zugleich als unvermeidlich in einem städtischen Kriegsgebiet.

"Rache für 9/11"

Bundesrichter Royce Lamberth sagte, er habe die Aussagen zugunsten der Angeklagten durchaus berücksichtigt. "Es ist klar, dass diese guten jungen Männer einfach in Panik gerieten." Eine Tat wie die ihre könne das Gericht aber nicht hinnehmen. Vor der Tat soll Slatten zu Bekannten gesagt haben, er wolle "als Rache für den 11. September 2001 so viele Iraker töten, wie er kann".

Vor der Verkündung des Strafmaßes sagten Angehörige der irakischen Opfer vor Gericht aus. Fatimah Al Fahdwi Kinani, deren neunjähriger Sohn damals starb, sagte: "Ich habe eine Frage an sie. Ich möchte nur wissen, warum sie meinen Sohn getötet haben." Der Vater des Buben, Mohammad Al Kinani, forderte den Richter auf, "Blackwater und (dessen früherem Chef) Erik Prince zu zeigen, was das Gesetz ist".

"Ehrenhaft gedient"

Der Angeklagte Slough wandte sich an den Vater und sagte: "Herr Kinani, ich konnte und habe ihren Sohn nicht getötet." Sloughs Anwälte hatten argumentiert, ihr Mandant habe eine andere Munition verwendet als diejenige, die den Buben getötet hatte. Slough sagte, er fühle sich "schlichtweg betrogen von einer Regierung, der ich ehrenhaft gedient habe". Im Gerichtssaal hatten sich zahlreiche Unterstützer der Angeklagten versammelt. Einige trugen schwarze Kleidungstücke mit der Aufschrift "Blackwater".

2008 war ein erster Anlauf zu einem Prozess zunächst gescheitert: Zwar wurden die Wachleute wegen Totschlags angeklagt, das Verfahren wurde aber später wegen Verfahrensfehlern eingestellt. Im jüngsten Verfahren waren mehr als 70 Zeugen gehört worden, darunter 30 aus dem Irak. Nach Angaben der US-Justizbehörden handelt es sich dabei um die höchste Zahl ausländischer Zeugen, die je bei einem Strafprozess in den USA aussagten.

Firma umbenannt

Das Massaker in Bagdad hatte den US-Militäreinsatz im Irak weiter in Misskredit gebracht, Blackwater kostete es seine Aufträge im Zweistromland. Nach der Bluttat benannte sich die private Sicherheitsfirma zunächst in Xe um, seit 2011 heißt das Unternehmen Academi und bietet weiter Personenschutz sowie Sicherheitstrainings an. Nach dem Schuldspruch im Oktober hatte Academi sich in einer Erklärung "erleichtert" gezeigt, dass die Justiz die Aufarbeitung der "Tragödie" vom Nissur-Platz abgeschlossen habe und das "jedes Fehlverhalten" geahndet worden sei.

US-Präsident Barack Obama hatte den unpopulären Kampfeinsatz im Irak beendet, im Dezember 2011 zogen die letzten US-Soldaten ab. Am Dienstag wollte Obama den irakischen Regierungschef Haidar al-Abadi im Weißen Haus empfangen. Das Treffen dreht sich vor allem um die fragile Sicherheitslage im Irak und den Kampf gegen die jihadistische Organisation "Islamischer Staat" (IS). (red, APA, 14.4.2015)