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Auf der persönlichen Ebene kamen die Demokratin Hillary Clinton und der Republikaner John McCain immer gut miteinander aus. Das muss in Clintons Kampf um die Präsidentschaft freilich anders werden.

Foto: AP / Scott J. Applewhite

Es sind düstere Bilder, aufgenommen im Dämmerlicht. An einer tristen Straße, gesäumt von heruntergekommenen Mietskasernen, warnt ein Schild, dass es hier in eine Sackgasse geht. Leere Fensterhöhlen sind mit Sperrholz verrammelt, an einer Parkuhr hat sich eine vergessene Gardine verhakt.

Dann lässt der Regisseur Zeitungsschlagzeilen über eine Ziegelwand flimmern, fette Überschriften, die davon handeln, dass eine Spende für die Stiftung Bill Clintons einen Ethikpakt verletzte, den der Ex-Präsident mit dem Weißen Haus schloss, bevor seine Frau Außenministerin wurde.

Washington in der schlimmsten Form

Hillary verkörpere Washington in der schlimmsten Form. Sie stehe für Arroganz der Macht, Korruption und Vertuschung, kommentiert eine Sprecherin, während finstere Szenen den Eindruck erwecken, als stammten sie aus einem Schwarz-Weiß-Film über den Mafiapaten Al Capone.

Kaum hatte Hillary Clinton ihre Kandidatur fürs Weiße Haus verkündet, ließ der konservativ-libertäre Senator Rand Paul auch schon den ersten "Attack Ad" schalten. Den ersten jener Wahlkampfstreifen, die den politischen Gegner persönlich angreifen, nicht selten unterhalb der Gürtellinie.

Härteste Rivalin im Ringen ums Oval Office

Seit Sonntag feuern sie aus allen Rohren, die Republikaner, die in Hillary Clinton natürlich die härteste Rivalin im Ringen ums Oval Office sehen. Überraschend kommt das natürlich für keinen, höchstens gibt es einen Vorgeschmack, was für eine Schlammschlacht bis November 2016 noch geführt werden dürfte - an der sich seit Montag auch Marco Rubio aufseiten der Republikaner beteiligen will.

Man müsse es besser machen als unter Barack Obama und Hillary Clinton, deren Außenpolitik "die Beziehungen zu unseren Verbündeten beschädigte und unsere Feinde ermutigte", rügt via Video Jeb Bush, der republikanische Ex-Gouverneur Floridas, der wohl schon bald offiziell an den Start geht, womit die Wahl ganz im Zeichen des Duells zweier politischer Dynastien stehen dürfte: die Bushs gegen die Clintons.

Vergleich mit Nixon

Scott Walker, der Gouverneur von Wisconsin - für manche ein Geheimtipp -, versucht es mit dem üblichen Muster relativ frischer Gesichter, die gern zur Rebellion gegen die Seilschaften des verkrusteten Hauptstadtbetriebs rufen. Clinton habe diese "Washington-weiß-alles-besser-Mentalität", die das Land ja gerade hinter sich lassen wolle, wettert Walker.

Und Reince Priebus, der Chef des Republican National Committee und somit Parteivorsitzender, vergleicht die frühere First Lady mit Richard Nixon, dem - übrigens republikanischen - Schurken des Watergate-Skandals 1972/74, indem er ihr Geheimniskrämerei und Täuschungsmanöver unterstellt. Wer sich auf einer Website der Grand Old Party verpflichtet, sich mit allen Kräften gegen Clinton zu stemmen, wird mit einem "Stop Hillary"-Aufkleber fürs Auto belohnt, natürlich in Form eines Stoppschilds.

Eingespielte Reflexe

Das alles erinnert an eingespielte Reflexe. In Clintons Fall wirkt es umso paradoxer, weil sie sich eigentlich gut mit den Republikanern versteht - mit einigen sogar blendend. Bob Gates zum Beispiel, Verteidigungsminister sowohl unter George W. Bush als auch unter Barack Obama, merkt in seinen Memoiren an, dass er eine sehr starke Partnerschaft mit der Chefdiplomatin Clinton aufgebaut habe. "Teils lag es daran, dass wir bei fast jeder wichtigen Frage einer Meinung waren."

Vietnam- und Politveteran John McCain, weltpolitisch ein Hardliner, zählt sie zu seinem Freundeskreis. Im vorigen Jahr lud er zu einer Strategiekonferenz nach Arizona, was er mit Lobeshymnen begleitete. Man müsse lange suchen, um jemanden zu finden, der so wie sie über die "Herausforderungen rund um den Globus" im Bilde sei.

Ehemaliges "Goldwater Girl"

Aufgewachsen in einer typischen Mittelschichtenfamilie im Vorortgürtel Chicagos, engagierte sich Hillary Rodham, als sie politisch aktiv wurde, übrigens zuerst bei den Republikanern. An der High School war sie ein "Goldwater Girl": Sie rührte die Werbetrommel für Barry Goldwater, einen erzkonservativen Senator, der 1964 ins Weiße Haus strebte, aber schließlich gegen Lyndon B. Johnson verlor.

Zum Studium am Wellesley College in Massachusetts reiste sie mit Goldwaters Klassiker Das Gewissen eines Konservativen im Koffer an, ehe sie dann irgendwann doch zu den Demokraten wechselte. Es sei eine Wende, über die man herrlich plaudern könne mit ihr, merkt Gates an. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 14.4.2015)