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Hütter (vorn) und Barisic haben sich gefreut und geärgert.

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Hätte gerne den Ball aus dem Tor geholt bekommen: Andreas Müller.

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Wien - Wäre Adi Hütter nicht Trainer von Red Bull Salzburg, sondern ein ganz normaler Mensch im Sinne von Stadionbesucher, hätte ihn das 3:3 gegen Rapid "bestens unterhalten". Da er aber am Sonntagabend im Happel-Stadion beruflich unterwegs war, "fand ich es nicht wirklich lustig". Zur Erinnerung: Salzburg hatte zur Pause 3:0 geführt, allerdings wurde Andras Ulmer in der 43. Minute ausgeschlossen. Hütter konnte schlussendlich mangels Alternative mit dem Punkt leben, das haarsträubende Verhalten in der Defensive wird intern aufgearbeitet. "In Unterzahl ein Kontertor einzufangen geht eigentlich gar nicht." Das Prinzipielle, die Art, Fußball zu spielen, bleibe, so Hütter, selbstverständlich unverändert. "Es gibt Mannschaften, die Tore verhindern wollen. Wir möchten aber unterhalten, immer attraktiv auftreten. Für Rapid gilt das vermutlich auch."

Die Kirche und das Dorf

Salzburg hat weiterhin sechs Zähler Vorsprung, die Titelverteidigung ist wahrscheinlich, die Konkurrenz ist maximal lieblich. Rapids Trainer Zoran Barisic hält Hütter für einen "Sir. Er würde eine Gratulation nicht annehmen, das wäre respektlos." Barisic fühlte sich maximal als moralischer Sieger und betonte, "dass wir weit weg von Salzburg sind. Wir müssen uns an Sturm und Altach orientieren." Sportdirektor Andreas Müller bezeichnete am Tag danach die Leistung in der ersten Halbzeit als "unterirdisch". Er quälte das Phrasenschwein, sagte dem Standard: "Lassen wir die Kirche im Dorf." Man habe nie vom Titelkampf geschwafelt, "von unserer Seite wurde das nie betrieben. Es hat für andere kurzfristig so ausgeschaut." Als Ziel wurde immer nur das Erreichen des Europacups ausgegeben. "Und wir wollten ins Cupfinale, das ist gehörig misslungen."

Gut ist zu wenig

Rapid mache, so Müller, zwar Schritte in die richtige Richtung, "aber sie sind wirklich nur klein". An der Mentalität müsse gearbeitet werden. "Gut ist zu wenig, sie muss sehr gut sein." Er vermisse die Gier. Mögen andere über den Ausgleich von Philipp Prosenik in der 92. Minute glücklich gewesen sein, "hat mich die Reaktion gestört. Sie ließen sich eine Minute lang feiern. Sie hätten ganz schnell den Ball aus dem Netz holen müssen. Vielleicht wäre das 4:3 möglich gewesen." Ohne seinen Trainer Barisic kritisieren zu wollen, sei die defensiv ausgerichtete Aufstellung überraschend gewesen. "Rapid muss dem Gegner den Stempel aufdrücken - auch wenn er Salzburg heißt."

In einem Jahr, vielleicht sind es zwei Jahre, könne man um den Titel mitreden. "Sofern der Stamm gehalten werden kann, sich alle weiterentwickeln." Müller wird konkreter: "Sollten Robert Beric oder Florian Kainz abgeworben werden, dauert es länger."

Im Nacken

Rapid möchte heuer Zweiter werden, damit wäre man in der Qualifikation zur Champions League. Allerdings sitzen Sturm Graz und Altach im Nacken, gegen beide muss auswärts angetreten werden. Am Samstag wird in Ried gekickt. Müller sagt, dass dies eine extrem schwierige Aufgabe sei. "Wir sind noch lange nicht so weit, dass wir behaupten können, Favorit zu sein. Zu groß sind die Formschwankungen."

Rapid konnte in der Bundesligageschichte nie zuvor ein 0:3 aufholen. Red Bull Salzburg wiederum hat seit der Gründung vor zehn Jahren noch keinen 3:0-Vorsprung vergeigt. Müller: "Das sind wirklich nur relativ unbedeutende Erkenntnisse und Zahlen." (Christian Hackl, DER STANDARD, 14.4.2015)