"Bring back our girls." So lautete der Hashtag vor einem Jahr, als es darum ging, hunderte minderjährige Nigerianerinnen aus den Klauen der islamistischen Terrorsekte Boko Haram zu befreien. Auch Michelle Obama hat sich (ebenso wie andere Celebritys) mit dem Slogan fotografieren lassen.

Hat nichts genutzt. Die Mädchen sind zwangsverheiratet, werden als Sexsklavinnen gehalten, sind irgendwo im Norden Nigerias verschwunden. Keine Rambo-Elite-Einheit hat sie gerettet, trotz der Fürsprache der amerikanischen Präsidentengattin, so etwas gelingt nur im Film. Geiselrettung ist unendlich schwierig, schwieriger als eine Aktion, bei der es "nur" darum geht, einen Osama Bin Laden zu töten. Zwar sollten amerikanische Berater und amerikanische Nachrichtentechnik beim Aufspüren der Entführten helfen, hieß es seinerzeit. Entweder hat da etwas nicht geklappt oder - nicht unwahrscheinlich - die nigerianische Armee ist schlicht und einfach unfähig, auf solche Informationen adäquat zu reagieren.

Das Schicksal der Mädchen scheint besiegelt. Ebenso wie das Schicksal der Mädchen und Frauen, die von einer anderen islamistischen Mörderbande, dem sogenannten Islamischen Staat, festgehalten werden. Ultrabrutale Behandlung von Frauen ist eine Spezialität dieser überall aus dem Boden schießenden islamistischen Gruppen. Nicht nur Frauen befällt dabei ein tiefes Gefühl hilfloser Wut. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 14.4.2015)