Mannheim - Im Krankenhaus behandelte Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten haben wesentlich öfter depressive Störungen als die Allgemeinbevölkerung, außerdem sind bei ihnen behandlungsbedürftige depressive Störungen deutlich unterversorgt. Dies zeigt eine aktuelle Studie aus Mannheim. Von den Studienteilnehmern mit aktueller mittelschwerer bis schwerer depressiver Episode waren aktuell nur 29 Prozent in Behandlung.
Depression weit verbreitet
Von 1.266 Teilnehmern der CDCare Studie hatten 23 Prozent ein positives Depressions-Screening. Bei 22,1 Prozent der Frauen und 15,5 Prozent der Männer war innerhalb der vorangegangenen zwölf Wochen eine Depression aufgetreten ("12-Wochen-Prävalenz"), in der Allgemeinbevölkerung sind es 10,6 Prozent bei Frauen und 4,8 Prozent bei Männern.
Insgesamt waren nach eigenen Angaben 5,1 Prozent aller Teilnehmer aktuell wegen einer Depression in Behandlung, 2,6 Prozent hatten in den 12 Monaten davor eine Behandlung gegen eine Depression abgeschlossen. Nur 29 Prozent den Teilnehmer mit bestehender mittel-schwerer bis schwerer Depressions-Episode waren aktuell in Behandlung.
Häufige Komorbidität
Internationale Studien haben gezeigt, dass Depression eine häufige Komorbidität bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung ist, die mit einer schlechteren medizinischen Prognose einhergeht, die Therapietreue der Patienten einschränkt und die Krankheitskosten erhöht. "Einige kardiologische Fachgesellschaften diskutieren die Einführung eines systematischen Depressions-Screenings bei Herzpatienten. Verlässliche Daten zur Prävalenz depressiver Störungen und zur Versorgungslage depressiver Herz-Kreislauf-Patienten sind eine Voraussetzung zur Abschätzung des Behandlungsbedarfs", sagt Nina Rieckmann, Kardiologin an der Berliner Charitè.
Die CDCare Studie wurde mit Patienten ohne kognitive Beeinträchtigungen durchgeführt, die an zwei universitären kardiologischen Kliniken zwischen Juni 2012 und August 2014 rekrutiert wurden. Folgeerhebungen wurden nach einem, sechs, und zwölf Monaten mittels Fragebögen durchgeführt. Zusätzlich zur ersten Erhebung wurden ein Depressions-Screening sowie ein klinisches Interview zur Erfassung depressiver Störungen durchgeführt, soziodemographische Angaben und Behandlungsraten wurden mittels Fragebogen erfasst. (red, derStandard.at, 13.4.2015)