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NSA-Chef Mike Rogers hat einen Plan gegen Verschlüsselung

Foto: Reuters/Downing

Seit mehreren Monaten schießen sich Sicherheitsbehörden und Geheimdienste auf Maßnahmen zur Verschlüsselung von Daten ein: Nachdem Google und Apple angekündigt hatten, ihre mobilen Nutzer vor dem Zugriff unerwünschter Mitleser zu schützen, gab es starke Kritik von FBI, NSA und Co. Auch in Europa wurde ein sogenanntes Verschlüsselungsverbot diskutiert. Allerdings mahnten IT-Forscher schnell, dass "Hintertüren" in Verschlüsselungssysteme die Informationssicherheit massiv gefährden würde. Das wollen auch Regierungschefs nicht, da dies Unternehmen schade. NSA-Chef Mike Rogers hat nun erstmals angesprochen, wie er diesen Widerspruch auflösen will.

Master-Schlüssel wird aufgeteilt

Rogers schlägt einen "Split-Key-Approach" vor. Laut Washington Post will Rogers, dass Unternehmen einen Master-Schlüssel schaffen, der jedwede Verschlüsselung auf ihren Geräten oder ihrer Software aufhebt. Allerdings soll keine einzelne Person über diesen Hauptschlüssel verfügen, vielmehr sollen einzelne Schlüsselteile auf verschiedene Institutionen – Behörden, Gerichte, das Unternehmen – aufgeteilt werden. So kann keine Agentur selbst entscheiden, Verschlüsselung aufzubrechen. "Ich will keine Hintertür", so Rogers laut Washington Post, "ich will eine Vordertür – mit vielen großen Schlössern."

Details unklar

Unklar ist, wie sich Rogers das im Detail vorstellt. Mit seiner Wortmeldung gibt es aber erstmals so etwas wie eine offizielle Strategie zum Aufweichen von Verschlüsselung. Doch auch Rogers Ansatz schade der IT-Sicherheit, so Experten: Denn immer, wenn Verschlüsselungsmaßnahmen absichtlich abgeschwächt würden, können auch Hacker oder Geheimdienste diese Lücken aufspüren (und etwa den "Master-Schlüssel" rekonstruieren). US-Behörden überlegen deshalb auch andere Methoden: Sie könnten Mobilfunker etwa verpflichten, den Datenstrom ihrer Nutzer live zu spiegeln und verfügbar zu machen.

Gegenstimmen

Laut Washington Post soll US-Präsident Barack Obama noch diesen Monat über Ideen im Kampf gegen Verschlüsselung informiert werden. Allerdings dürfte es schwierig werden, entsprechende Gesetzesmaßnahmen durch den US-Kongress zu bringen. 2016 stehen US-Präsidentschaftswahlen an, ein Angriff auf die Privatsphäre der Bürger würde beiden Parteien schaden. Die Behörden argumentieren, dass ihr Recht, Beweise zu beschlagnahmen, schon jahrhundertelang bestünde. IT-Firmen und Aktivisten verweisen hingegen auf die US-Verfassung, die Privatsphäre prinzipiell schütze. (fsc, 12.4.2015)