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Rand Paul: Flugzeugträger als Wahlkampfkulisse.

Foto: AP / Chuck Burton

Der Flugzeugträger Yorktown, benannt nach einer Schlacht des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, hat schon etlichen Kandidaten als patriotische Kulisse gedient. Einst stellte sich John Kerry vor das graue Museumsschiff in South Carolina, um seine Bewerbung fürs Weiße Haus zu verkünden, ein Vietnamkriegsveteran, der seine Erfahrung in Uniform herausstellen wollte. Später pilgerten Wahlkämpfer wie John McCain oder Mitt Romney zur "Fighting Lady", wie der Koloss unter Liebhabern heißt. Nun folgte Rand Paul, um zum Auftakt seiner Kampagne eine Rede über Krieg und Frieden zu halten und den Verdacht zu zerstreuen, er sei ein Peacenik, einer, der blauäu- gig von einer harmonischen Welt träumt, ohne den Einsatz harter Mittel zu erwägen.

Paul vor einem Flugzeugträger: Was für eine Wende! Es ist noch nicht lange her, da nahm der Senator aus Kentucky die Falken aufs Korn, die Lasst-uns-einmarschieren-und-später-nachdenken-Fraktion, wie er sie nannte. Dazu zitierte er den legendären Diplomaten George Kennan, der davon sprach, dass man lernen müsse, zwischen vitalen und peripheren Interessen zu unterscheiden. Bei weitem nicht jeder Krisenherd des Planeten berühre Amerika, wollte der frühere Augenarzt mit Kennans Worten sagen.

Keine Einmischung

Paul symbolisierte jenen Flügel der Republikaner, der aus den militärischen Abenteuern George W. Bushs den Schluss zog, dass man den Rest der Welt am besten sich selbst überlässt. Sein außenpolitischer Ansatz war die logische Folge seiner libertären Ideologie: Ein schlanker Staat soll sich möglichst wenig einmischen, sowohl wirtschafts- als auch weltpolitisch.

Noch vor zwei Jahren sah es so aus, als schwimme der Außenseiter Rand Paul mitten im Mainstream. Die Amerikaner waren kriegsmüde, und von Bush wollten sie ohnehin nichts mehr wissen. Eine große Mehrheit unterstützte Obama, als der einen bereits angekündigten Raketenschlag gegen Syrien abblies und entschied, sich trotz des Einsatzes von Chemiewaffen nicht in den Bürgerkrieg einzumischen. Das ist heute anders. Folgt man Umfragen, dann meint die Hälfte der Republikaner, Washington tue zu wenig, um internationale Probleme zu lösen. Noch im Herbst 2013 hatte nur knapp ein Viertel diese Ansicht vertreten.

Neue außenpolitische Linie

Teils ist die Stimmungswende auf den Schock zurückzuführen, den das Land erlitt, als Barbaren des "Islamischen Staats" (IS) amerikanische Geiseln enthaupteten. Teils liegt es am Aufschwung. Die Wirtschaftsmalaise, die seit der Finanzkrise die Prioritäten bestimmte, gilt als überwunden. Die Konjunktur erlaubt es den Kandidaten, sich wieder dem Globus zuzuwenden. 2016 könnte die Außenpolitik, was ungewöhnlich ist, eine Schlüsselrolle im Wahlduell spielen. Und auf diesem Feld versuchen die Republikaner zu punkten, indem sie Obama einen verzagten, von Selbstzweifeln geprägten Kurs vorwerfen, dem eine robuste, selbstbewusste Korrektur folgen müsse.

Kein Konflikt, für dessen Lösung die Interventionisten in den Reihen der "Grand Old Party" nicht handfeste Vorschläge machen. Bodentruppen sollen in den Kampf gegen die IS-Milizen ziehen, die Ukraine soll amerikanische Waffen erhalten. Den Iran lässt man wissen, dass der nächste US-Präsident ein Atomabkommen jederzeit aufkündigen kann. So haben es 47 Senatoren in einem Brief an die Ayatollahs durchbuchstabiert, übrigens auch signiert von Rand Paul. Ted Cruz, ein texanischer Tea-Party-Senator, plädiert dafür, das IS-Kalifat "zurück in die Steinzeit" zu bomben.

Jeb Bush wiederum, der Favorit der Konservativen, gibt einstweilen die Sphinx. Welche Lehren er aus den Fehlern seines Bruders zieht, behält er bisher für sich. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 11.4.2015)