Bild nicht mehr verfügbar.

Ein chinesischer Polizist vor der Großen Mauer - auch im Netz schirmt die Große FireWall das Land ab

Foto: Reuters/Lee

Immer wieder fiel der Webhosting-Service Github in den vergangenen Wochen aus: Berichten zufolge hatte China eine raffinierte Form an DDoS-Attacken gegen die Plattform ausgeführt. Internetverkehr, der auf die chinesische Suchmaschine Baidu gerichtet war, soll von den Behörden umgeleitet und konzentriert auf Github losgelassen worden sein. Forscher der University of California und University Toronto haben nun herausgefunden, dass dies der erste Praxistest einer neuen Cyberwar-Superwaffe gewesen sein dürfte.

Eskalation

Die Forscher haben sie auf den Namen "Die große Kanone" (Great Cannon) getauft, wobei sie auf die "Große Firewall" anspielen, die Chinas Nutzer vom restlichen Internet aussperrt. Die Große Kanone soll auf der Großen Firewall aufbauen, aber weitaus fortgeschrittener sein. Man sehe eine "Eskalation der Mittel", so die Forscher. Die neue Maschinerie soll massive Überwachungskapazitäten besitzen: Jedweder Content auf chinesischen Rechnern könne damit ausspioniert werden. Auch Websites, die Werbung aus China anzeigen, können zum Ausgangspunkt für Überwachung gemacht werden.

Angriff

Gleichzeitig kann die Waffe auch zu Angriffszwecken genutzt werden, wie die Ereignisse gegen Github und eine weitere Plattform namens GreatFire.org gezeigt haben. Die Aktivitäten seien aber "nur ein Teil der Strategie der chinesischen Führung", so James A. Lewis vom Center for Strategic Studies zur New York Times. In den vergangenen Monaten hatte China mit einem VPN-Verbot sowie Einschränkungen für ausländische Firmen für Aufsehen gesorgt.

Auslandscommunity

Aktivisten befürchten, dass China mit der Großen Kanone auch Teile der Auslandscommunity ins Visier nehmen will. Mehr als fünf Millionen chinesischstämmige US-Amerikaner steuern monatlich etwa Baidu an. Die Suchmaschine dementiert aber, in die Entwicklung der Cyberwaffe involviert gewesen zu sein. China will gleichzeitig seine eigenen IT-Konzerne wie Xiaomi oder Huawei global stärken. Die starken Zensur-, Überwachungs- und Angriffsmaßnahmen könnten dem zuwiderlaufen.

NSA betreibt ähnliches Programm

Ähnliche Probleme haben auch US-Konzerne, die sich nach den Enthüllungen von NSA-Whistleblower Edward Snowden zunehmend in der Kritik sehen. Die New York Times weist darauf hin, dass auch die NSA und der britische GCHQ ein Programm betreiben, das der Großen Kanone enorm ähnelt. Dort wird es allerdings zur Überwachung und nicht zur Zensur eingesetzt. (fsc, 10.4.2015)