Das ehemalige Philips-Haus mit seinem spektakulär zwischen vier Stützen eingeklemmten Kubus wurde 1961 bis 1964 und 1969/1970 nach den Plänen des Architekten Karl Schwanzer errichtet bzw. adaptiert.

Foto: 6B47

Die Fertigstellung der Condo Suites und der Gewerbeflächen ist für Herbst 2016 vorgesehen.

Foto: Rendering: Philipp's / Atkinson, London

Jahrzehntelang war das Philips-Haus auf dem Wienerberg, bevor es von höheren Artgenossen übertrumpft wurde, das Tor zur Stadt. Das beeindruckende Bauwerk aus Sichtbeton, errichtet 1963, galt mit seiner "Gebärde der ausgebreiteten Arme" (Architekturführer von Friedrich Achleitner) als eine der waghalsigsten Bürohauskonstruktionen Wiens. Nicht ohne Grund: Architekt Karl Schwanzer bildete das gesamte Haus als Brückenbauwerk aus, das wie ein Bücherregal auf vier Stehern ruht, und schuf auf diese Weise 600 Quadratmeter große Innenräume ohne eine einzige Stütze. Das Großraumbüro war geboren.

Ende 2013 zog der letzte Philips-Mitarbeiter aus. Mitte 2014 wurde das Denkmal der Moderne um 11,5 Millionen Euro an die Sans Souci Group verkauft. Gemeinsam mit 6B47 Real Estate Investors soll das teilweise denkmalgeschützte Haus nun in ein Wohnobjekt mit 135 sogenannten "complete ready furnished apartments", also komplett bezugsfertig möbliert samt Turn-Key-Ausstattung von der Kaffeemaschine bis zur Bettwäsche, umgebaut werden. Planender Architekt ist Josef Weichenberger.

Vielseitige Möglichkeiten

"Ich bin ein geborener Favoritner, und mich hat das Haus schon in meiner Jugend fasziniert", sagt Norbert Winkelmayer, CEO von Sans Souci. "Karl Schwanzer hat uns einen wunderbaren Baukörper mit vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten hinterlassen. Es ist ein Haus mit großen Raumhöhen, luftigen Verglasungen und einer unverbaubaren Aussicht zum Dahinschmelzen." Die neue Nutzung des Gebäudes, temporäres Wohnen, eigne sich darin perfekt - nicht zuletzt, weil der Wienerberg trotz hoher Office-Dichte diesbezüglich bisher ein weißer Fleck auf der Hotellerie-Landkarte war.

Die luxuriös ausgestatteten und ebenso nobel eingerichteten Wohnungen und Garçonnièren (31 bis 46 Quadratmeter) werden an eine ganze Schar von Investoren verkauft, die die Wohnungen ihrerseits für temporäre Zwecke an Businessreisende oder Expats für eine Dauer zwischen einer Woche und drei Jahren weitervermieten werden. Selbst wohnen dürfen die Käufer darin nicht.

Anlageprojekt

Doch dafür schließen sie mit der Philipp's Easy Living Management GmbH, die die Vermarktung, Servicierung und Vermietung der Apartments übernimmt, einen Vertrag ab. Zielgruppe für dieses ungewöhnliche Anlageprojekt sind all jene, die aufgrund des Denkmalschutzes steuerlich optimieren wollen. Mit 150.000 bis 260.000 Euro pro Wohnung ist man mit im Spiel. Vier Wohnungen hat sich Projektinitiator Winkelmayer bereits selbst gesichert.

Ergänzt werden die Philipp's Condo Suites - so der offizielle, sprachlich personifizierte Name des ehemaligen Bürohauses - mit einer Lobby mitsamt Concierge, diversen Services und einem In-House-Restaurant für die Bewohner der Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen. Die Schönheit der nüchternen Architektur der Sechzigerjahre, verspricht der Sans-Souci-Chef im Gespräch mit dem Standard, werde hier unten im Erdgeschoß in ihrer vollen Bandbreite zu bewundern sein.

Bundesdenkmalamt wacht

Nachdem das Stiegenhaus und die Fassade unter Denkmalschutz stehen, wird das Bundesdenkmalamt ein besonderes Auge auf den Umbau werfen. Die Sichtbetonfassade darf nicht angetastet werden. Die Fensterbänder werden komplett demontiert und durch ein bauphysikalisch optimiertes Faksimile ersetzt. Grundlage für die Rekonstruktion der Fenster sind die historischen Originalpläne Karl Schwanzers. Das Haus hat Fernwärmeanschluss, die Wohnungen werden über eine Wohnraumbelüftung temperiert.

Während das 13-stöckige Hochhaus bewohnt wird, soll das dreigeschoßige Sockelgebäude für Gewerbe genutzt werden. In den beiden unteren Stockwerken werden sich Merkur, Hofer, Bipa sowie eine Apotheke ansiedeln. Im dritten Stock soll ein Fitnesscenter einziehen. Die Verträge, so Winkelmayer, sind bereits mit Shakehands abgeschlossen und sollen demnächst unterzeichnet werden.

Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 22 Millionen Euro. Baubeginn ist im Sommer 2015. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 11.4.2015)