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Wenn der Spind extra kostet - viele Eltern wollen Zusatzkosten an der Schule nicht weiter hinnehmen.

Foto: Caroline Seidel dpa

Wien - In Paragraf 5 des Schulorganisationsgesetzes ist die grundsätzliche Schulgeldfreiheit an öffentlichen Schulen festgelegt. Durch Spindmieten, Kopiergelder, Vorschreibungen für Schulbücher und Reparaturkosten sieht der Verband der Elternvereine an den Höheren und Mittleren Schulen Wiens (VEV) diese mittlerweile ausgehöhlt. In einer Umfrage hat der VEV diese "versteckten Kosten" erheben lassen.

Versteckte Kosten

Für die Umfrage wurden Fragebögen an die etwas mehr als 100 Elternvereine verschickt, die Mitglieder des Verbands sind und von denen mehr als die Hälfte auch antworteten. Sie vertreten knapp 32.000 der rund 97.000 Schüler an den 155 höheren und mittleren Schulen Wiens.

Bisher hätten Eltern vor allem Exkursionen, Skikurse, Sprachwochen und Landschulwochen aus eigener Tasche finanzieren müssen, sagte VEV-Vorsitzende Elisabeth Rosenberger bei einer Pressekonferenz am Freitag. Immer öfter kämen nun aber Kosten für Leistungen hinzu, für die eigentlich der Staat aufkommen müsse. Dazu zählten etwa der Kauf von Schulbüchern, die Miete für Spinde, die EDV-Ausstattung und dringende Renovierungsarbeiten an Schulen.

Durchschnittliche Zusatzkosten von 319 Euro pro Jahr

Insgesamt würden die Eltern jährlich hochgerechnet 31 Millionen Euro für Leistungen aufbringen müssen, die eigentlich Aufgabe des Staates wären, so Rosenberger. Im Schnitt seien das 319 Euro pro Kind.

Dazu zählen etwa Kosten für Schulbücher. "Da geht es aber nicht ums Reclamheft oder die Formelsammlung in der Oberstufe", meinte Rosenberger. Grundsätzlich sind Schulbücher zwar gratis und werden vom Familienlastenausgleichsfonds finanziert. Allerdings seien die Limits, in deren Rahmen die Schulen Schulbücher bestellen dürfen, seit 2010 nicht erhöht worden. Mittlerweile seien aber zahlreiche Bücher für die Zentralmatura adaptiert worden. Folge: Einerseits würden Eltern immer wieder aufgefordert, bestimmte Bücher selbst zu finanzieren, andererseits würden die Schulen deshalb verstärkt auf Kopien zurückgreifen und dafür Geld verlangen - pro Kind bis zu 45 Euro jährlich.

Miete für den Spind

"Emotionalstes Dauerthema" sind fehlende Garderoben vor allem an älteren Schulen und deshalb eingehobene Spindmieten, so Rosenberger. Mittlerweile würde an etwa einem Drittel der AHS Spindmieten eingehoben, die bis zu 45 Euro jährlich betragen. Deutlich teurer sind Kosten für Laptops, deren Verwendung in immer mehr Schulen ab der fünften Klasse verpflichtend werde. "Noch unverständlicher" sei die Einhebung von Geld für die schulinterne EDV-Ausstattung.

"Viele Ausgaben sind so normal geworden, dass Eltern schon gar nicht mehr hinterfragen, ob das rechtens ist", meinte Rosenberger. Etwa ein Drittel der Elternvertreter fühle sich von den Direktoren moralisch unter Druck gesetzt, mit Beiträgen für bestimmte Anliegen einzuspringen - das gehe vom Auffüllen der Seifenspender über die Finanzierung von Sprachwochen bis zur Übernahme von Reparaturkosten am Gebäude. Dabei könne man den Schulleitern kaum einen Vorwurf machen, diese würden meist nur die Kürzung ihrer eigenen Budgets weiterreichen.

Eine Familie mit zwei Kindern komme laut einem VEV-Rechenbeispiel insgesamt auf Zusatz-Kosten für die Schule von jährlich rund 3.000 Euro. Etwas mehr als zwei Drittel davon - etwa für Exkursionen, Skikurse, Sprachwochen und Nachmittagsbetreuung - seien rechtlich gedeckt. Dazu kämen aber auch noch Mittel für Spindmieten, Schulbücher, Kopiergelder, EDV-Ausstattung und Gebäude-Sanierung.

Der Verband fordert daher die kostenlose Bereitstellung aller für den Unterricht nötigen Schulbücher, kostenfreie Garderoben und versperrbare Spinde sowie zumindest einen verbilligten Zugang zu für den Unterricht geeigneten Laptops. Die Budgets der Schulen dürften nicht weiter gekürzt werden. "Bei der Kostenfreiheit muss sich der Staat an seine eigenen Gesetze halten", so Rosenberger. (APA, 10.4.2015)