Gröbere Misstöne, nicht musikalisch, sondern auf Führungsebene gibt es an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Foto: Mischa Erben

Rudolf Hofstötter war bis 23. Oktober 2013 Vizerektor für zentrale Ressourcen an der Musik-Uni Wien. Dann wurde er vom Universitätsrat per Bescheid abberufen. Zuvor wurde ihm Geld geboten, um eine formelle Abberufung zu verhindern. Der Verwaltungsgerichtshof hob den Abberufungsbescheid am 18. Februar 2015 aber auf und Hofstötter ist seit Anfang April wieder Vizerektor.

Wien – Die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) droht zu einem Fall für die Aufsichtsbehörde zu werden. Denn Vizerektor Rudolf Hofstötter überlegt, dem Wissenschaftsministerium die Vorgänge an der Musik-Uni zur Prüfung vorzulegen. Dabei geht es um ein "rechtlich zwar nicht anfechtbares, aber politisch höchst problematisches Geldangebot", wie Hofstötter im STANDARD-Gespräch sagt.

Stille "Quasiabfindung"

Konkret geht es darum, dass ihm der Universitätsrat unter der Vorsitzenden Haide Tenner-Russ "nach Rücksprache mit Rektor Werner Hasitschka ein Angebot von 180.000 Euro gemacht hat, als Quasiabfindung, wenn ich dafür mein Amt geräuschlos zwei Jahre vor Ablauf der regulären Amtszeit verlasse und darüber Stillschweigen bewahre", erzählt Hofstötter. Der Betrag sollte zusätzlich "zu den ihm gesetzlichen und kollektivvertraglich zustehenden Ansprüchen" aus der vorzeitigen Beendigung seines Dienstvertrags als Vizerektor fließen.

Der Vertrag (23. Oktober 2013) liegt dem STANDARD vor. Darin steht: "Es wird beiderseitig absolutes Stillschweigen über die Details und Gründe der einvernehmlichen Lösung vereinbart."

Telefonische Aufstockung um 20.000 Euro

Was für Hofstötter "natürlich nicht infrage kam, das Angebot wurde daraufhin telefonisch sogar noch um 20.000 Euro aufgestockt", berichtet der mdw-Vizerektor weiter und verweist auf ein Handyprotokoll, laut dem besagtes Telefonat am 23. Oktober 2013 um 18.04 Uhr stattgefunden habe. Hätte er das Geld angenommen, hätte ihn der Unirat nicht offiziell abberufen.

Hofstötter, der das Abfindungsangebot ablehnte, wurde abberufen - per 23. Oktober 2013 aufgrund eines, wie es im Bescheid heißt, "begründeten Vertrauensverlustes des Universitätsrates, des Rektorates und des Senates". Und das habe dann doch einen höchst problematischen Beigeschmack, findet Hofstötter, wenn jemand mit Steuergeld quasi aus einem Arbeitsvertrag verabschiedet werden solle "und man ihm ein finanzielles Angebot macht, obwohl man ihn, und das heißt für mich begründeter Vertrauensverlust, fristlos entlassen will".

Verwaltungsgericht hob Abberufung auf

Zumal die Dinge mittlerweile ja eine neue Dynamik bekommen haben, weil der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) den Abberufungsbescheid des Unirats am 18. Februar 2015 aufgehoben hat (Entscheid im Internet öffentlich einsehbar) - und Hofstötter seit Ende März wieder im Amt ist als Vizerektor für zentrale Ressourcen.

Das führte dazu, dass es kurzfristig zwei Zuständige gab: die offizielle Vizerektorin Ulrike Sych und den per VwGH-Entscheid zurückgekehrten Vizerektor Hofstötter. Sych, die vom Senat für die Rektorswahl erstgereiht war, der aber vom Unirat die Drittgereihte Regula Rapp vorgezogen wurde, legte aufgrund der "Umstände im Rektorat" vergangenen Mittwoch (8. April) ihr Amt zurück.

Hofstötter lehnte Vergleich bereits ab

Einen Vergleich, den der Unirat nach Mitteilung des Spruchs des VwGh anstrebte, "habe ich schon abgelehnt", sagt Hofstötter, der sich vom Verwaltungsgerichtshof auch inhaltlich bestätigt sieht.

Uniratsvorsitzende Tenner-Russ hatte zum STANDARD gesagt, der Abberufungsbescheid sei nicht komplett zurückgeworfen worden: "Es wurde uns inhaltlich recht gegeben", was von Hofstötters Anwalt per Aussendung vom 10. April vehement zurückgewiesen wurde.

Das war's der Musik-Uni wert

Befragt zum 180.000-Euro-Angebot sagte Uniratschefin Tenner-Russ am Sonntag zum STANDARD, dass das "die Überlegung des Anwalts und auch des Rektors war, um eine friedliche Lösung zu finden. Der Abberufungswunsch kam ja vom gesamten Rektorat und auch einstimmig vom Senat. Alle waren der Meinung, die Zusammenarbeit geht nicht mehr, es muss im Sinne der Uni eine rasche Lösung geben. Das schien die beste Möglichkeit, einen gesichtswahrenden und friedlichen Ablauf zu bewahren. Die Stimmung war ja knapp am Explodieren und man hat sich gefragt: Was können wir tun? Da hat der Rektor gesagt, das ist dem Haus diesen Betrag wert." Tenner-Russ bedauert die "unerquickliche Situation" sehr, hofft aber auch, "da der Senat positiv auf die wunderbare neue Rektorin zugeht, auf eine hoffnungsfrohe Zukunft für die Musik-Uni".

"Zu starke Verbindungen zwischen Unirat und Rektorat"

Aus Hofstötters persönlicher Sicht stellt sich rund um seine Abberufung die Frage: "Wer ist an der Musik-Uni von wem abhängig?" Der Unirat musste ja, wie es im Unigesetz heißt, auf Anregung des Rektors die Abberufung durchsetzen, und der Unirat habe "einen Versuch, etwas gegen mich zu konstruieren, was nicht der Realität entsprochen hat, mitgetragen - nur weil der Rektor gemeint hat, er kann mit mir nicht mehr".

Für ihn sind die Vorgänge rund um seine Abberufung und die Genugtuung der Aufhebung durch ein Höchstgericht ein Beispiel, "wie sehr aufgrund persönlicher Befindlichkeiten agiert wird. Ich habe den subjektiven Eindruck, dass es hier zu starke Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen Unirat und Rektorat gibt." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 13.4.2015)