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In den vergangenen vierzig Jahren hat sich die Zahl der Maturanten im Burgenland verdreifacht. Durch die Fachhochschule Burgenland konnte der Stellenwert von Bildung weiter gestärkt werden.

Foto: apa/Pfarrhofer

STANDARD: Das Burgenland ist laut einer Studie der FH Burgenland gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Sora Bildungsaufsteiger. Die Anzahl der Maturanten hat sich seit den 1970er-Jahren verdreifacht, fast jeder Zweite im Alter von 18 bis 21 Jahren beginnt ein Studium. Hat Sie dieses Ergebnis überrascht?

Ettl-Huber: Ja, es hat mich überrascht. Obwohl ich auch sagen muss, dass ich erst seit einem Jahr im Burgenland bin und daher die Veränderungen im Bildungsbereich nicht so aktiv wahrgenommen habe. Und bei der Maturantenquote ist das Burgenland schon jetzt spitze. Bei den Akademikern hinken wir noch etwas nach. Das liegt aber auch daran, dass die Hochschultradition im Burgenland relativ jung ist.

STANDARD: Was bedeuten diese Ergebnisse für den Bildungsstandort Burgenland, aber auch für die Fachhochschule konkret?

Ettl-Huber: Wir haben die Gründe genau analysiert. Und die Anfänge dieses Bildungsaufstiegs geschahen in der Zeit, als Fred Sinowatz Unterrichtsminister war ( von 1971 bis 1983, Anm.). Damals wurden höhere Schulen und Gymnasien in vielen Bezirksstädten in Österreich errichtet. Seit 1994 gibt es auch eine Fachhochschule im Burgenland, die ihr Angebot und ihre Studienplätze stetig ausgebaut hat. Und Angebot schafft Nachfrage. Das gilt auch für das Bildungsangebot im Burgenland. Für den Bildungsstandort Burgenland war die Gründung der Fachhochschule von großer Bedeutung. Das Burgenland ist ja neben Vorarlberg das einzige Bundesland ohne eigene Universität. Möglichkeiten für höhere Bildung sind aber extrem wichtig. Mit dem Angebot der FH Burgenland erreichen wir auch Personengruppen, die aus bildungsferneren Schichten kommen, für die es wichtig ist, dass die Bildungseinrichtung in der Nähe ist. Immerhin 70 Prozent unseres Studienangebots sind berufsbegleitend.

STANDARD: Hört sich an, als ob Burgenländer weniger mobil sind. Studieren wäre ja auch in Wien möglich.

Ettl-Huber: Das kann ich nicht unterschreiben, Burgenländer sind sehr mobil. Viele von ihnen pendeln jeden Tag nach Wien und zurück. Unter den Studierenden der Fachhochschule sind viele mit burgenländischen Wurzeln, auch viele, die in Wien leben und zum Studieren ins Burgenland kommen. Aber wir sprechen nicht nur Interessierte aus dem Burgenland an. Unser Einzugsgebiet erstreckt sich auf Ungarn, die Slowakei, aber auch Niederösterreich und die Steiermark. Die Fachhochschule hat sicher auch einen Beitrag zum Selbstverständnis der Region geleistet. Das Interesse an der Fachhochschule Burgenland kommt aber auch von möglichen Lektoren, die sich bewerben, weil das Studienangebot ihren Kenntnissen entspricht und sie das an keiner anderen Fachhochschule finden.

STANDARD: Seit 1. April sind Sie Geschäftsführerin der Forschung Burgenland, einer Tochtergesellschaft der FH und Dreh- und Angelpunkt für Forschungsprojekte aus dem Hochschulbereich.

Ettl-Huber: Eine Stärke der Fachhochschule ist sicherlich das Thema der erneuerbaren Energien und alles, was damit zu tun hat. Hier werden wir sicher unsere Forschungen verstärken. Ich komme ja aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich, und auch hier möchten wir unsere Forschung weiter ausbauen. Schon jetzt sind wir Datenlieferant für soziale Studien. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, 11.4.2015)