London/Buenos Aires - Im schwelenden Konflikt um die Falkland-Inseln im Südatlantik haben Großbritannien und Argentinien die jeweiligen Botschafter in London und Buenos Aires in die Außenministerien zitiert. Die britische Regierung widerspreche Äußerungen der argentinischen Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner und ihrer Botschafterin entschieden und habe Alicia Castro deswegen am Mittwoch ins Außenministerium kommen lassen, teilte das Ministerium am Donnerstag mit.

Kirchner hatte vor einer Woche erklärt, Premierminister David Cameron schüre die Spannungen um den Archipel im Südatlantik aus wahlpolitischem Kalkül. In Großbritannien wird am 7. Mai ein neues Unterhaus gewählt.

Spionagevorwurf

In der argentinischen Hauptstadt forderte am Donnerstag der stellvertretende Außenminister Eduardo Zuain den britischen Botschafter John Freeman auf, vermeintliche Spionageaktionen Londons zu erklären. Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hatte vor einer Woche dem Portal "The Intercept" erklärt, London habe mindestens von 2008 bis 2011 die Kommunikation argentinischer Militär- und Regierungsstellen auf Internetplattformen überwacht und möglicherweise mit falscher Information gespeist.

Im jüngsten Streit geht es unter anderem um die Förderung neu entdeckter Öl- und Gasvorkommen vor den Inseln. Argentinien hat am Donnerstag vor einem Gericht in Buenos Aires Strafanzeige gegen fünf Erdöl-Unternehmen erstattet, weil sie ohne Genehmigung Bohrungen in angeblich argentinischen Gewässern aufgenommen hätten. Die Unternehmen bilden ein Konsortium, das im Atlantischen Ozean 200 Kilometer von den Falkland-Inseln entfernt Anfang März Explorationsbohrungen aufnahm. Unter ihnen sind neben britischen Unternehmen die US-Firma Noble Energy und die italienische Edison International.

Zudem hatte Argentinien die Ankündigung Londons kritisiert, die britische Militärpräsenz auf den Inseln mit zwei Transporthubschraubern zu verstärken. Die Falkland-Inseln (Islas Malvinas) sind ein britisches Überseegebiet, das auch von Argentinien beansprucht wird. 1982 gipfelte der Konflikt im Falkland-Krieg.

Im April 1982 griff die Armee der damaligen argentinischen Militärjunta die Inselgruppe an und löste damit den bewaffneten Konflikt mit Großbritannien aus, der mit einer Niederlage für das südamerikanische Land endete. Bei den 74-tägigen bewaffneten Auseinandersetzungen um die dünn besiedelten Inseln starben mehr als 900 Menschen. Großbritannien übernahm anschließend wieder die Kontrolle über die Falklands. In einem Referendum 2013 sprachen sich die Bewohner mit großer Mehrheit für den Verbleib bei Großbritannien aus. (APA)