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Thomas Middelhoff Manager war Mitte November wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt und noch im Gerichtssaal festgenommen worden.

Foto: Reuters/Michael Dalder

Düsseldorf - Nach knapp fünfmonatigem Gefängnisaufenthalt drängt der frühere deutsche Spitzenmanager Thomas Middelhoff erneut auf Entlassung aus der Untersuchungshaft. Der Ex-Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor habe aus gesundheitlichen Gründen Haftprüfung beim Landgericht Essen beantragt, teilten seine Anwälte mit. Er befinde sich in der Universitätsklinik Essen.

Seltene Autoimmunerkrankung

Die Ärzte gingen von einer seltenen Autoimmunerkrankung aus, die sich in der Haft verschlimmert habe. "Der über Wochen praktizierte und unter keinem denkbaren Gesichtspunkt gerechtfertigte Schlafentzug in der JVA Essen und die sodann eingetretene gravierende und nur unzulänglich behandelte Autoimmunerkrankung liegen in der Verantwortung der Justiz", erklärten die Anwälte.

Das Gericht bestätigte den Eingang des Haftprüfungsantrags. Die Kammer werde diesen nun prüfen und Middelhoff möglicherweise zu einem Anhörungstermin laden, sagte ein Sprecher.

Forderung und Gegenforderung

Unterdessen rückt ein Urteil im Kölner Zivilprozess von Middelhoff gegen das Bankhaus Sal. Oppenheim in weite Ferne: Middelhoff hatte gut 100 Millionen Euro Schadenersatz von seiner früheren Hausbank gefordert. Er sei bei der Anlage in mehrere Fonds falsch beraten worden, so sein Vorwurf. Sal. Oppenheim wiederum fordert mehr als 100 Miollionen Euro von Middelhoff im Rahmen einer Widerklage. Er habe Darlehen nicht zurückgezahlt. Weil Middelhoff jedoch Ende März Privatinsolvenz beantragte, sei das Verfahren nach der Zivilprozessordnung unterbrochen worden, teilte das Kölner Landgericht am Donnerstag mit. Zuvor hatte es die Prozessbeteiligten informiert.

Zu Prozessbeginn im November 2014 hatte der Vorsitzende Richter Stefan Singbartl dem Kläger wenig Hoffnung auf Erfolg gemacht. Er sprach von "recht ungünstigen Aussichten für die Klage". Singbartl sagte damals, er habe "ziemliche Probleme mit der Substanz des klägerischen Vortrags". Das Urteil war zunächst Anfang Februar erwartet worden, hatte sich dann aber verzögert.

Privatinsolvenz

Wie es nun weitergeht, ist offen. Eine Gerichtssprecherin erklärte, laut Zivilprozessordnung sei es auch möglich, dass der vorläufige Insolvenzverwalter eine Fortsetzung des Verfahrens beantrage. Middelhoff hatte am 31. März beim Amtsgericht Bielefeld Privatinsolvenz beantragt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter war Rechtsanwalt Thorsten Fuest bestellt worden.

Der Ex-Manager war Mitte November vom Landgericht Essen wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt und noch im Gerichtssaal festgenommen worden. Richter Jörg Schmitt ordnete mit der Begründung der Fluchtgefahr Untersuchungshaft für Middelhoff an. Der Ex-Manager hat bereits wiederholt Haftbeschwerde eingelegt. Die letzte wurde Mitte März trotz eines Kautionsangebots von rund 900.000 Euro abgewiesen.(APA/Reuters, 9.4.2015)