Mediziner präsentieren sich auf Figure1 ihre interessantesten Fälle.

Figure1/Screenshot

Als der angehende Arzt Joshua Landy ein Semester an der Stanford University in Kalifornien verbrachte, beobachtete er, wie sich andere Medizinern ständig digital über ihre Patienten austauschten: Sie sandten sich gegenseitig Bilder der Verletzungen und baten die Kollegen um Rat.

Das alles geschah über Facebook und Whatsapp und stellte "große Datenschutzprobleme" dar, wie Landy gegenüber "The Verge" angibt. Außerdem ginge viel Wissen in den privaten Chats verloren. Deshalb beschloss er, einen eigenen Dienst zum Austausch von medizinischen Bildern zu starten: Figure 1.

Millionen Bilder

Heute zählt die App zu den beliebtesten Anwendungen in der Medizinbranche. Mittlerweile sind in dem "Instagram der Ärzte" Millionen Bildern enthalten. Das Datenschutzproblem wird auf mehrfache Art und Weise gelöst: Die App verschleiert automatisch identifizierende Merkmale wie das Gesicht. Außerdem können Patienten innerhalb der App erklären, mit dem Einsatz des Bildes einverstanden zu sein. Ein entsprechendes Formular kann vom behandelten Arzt abgerufen werden. Nach Beschwerden löscht Figure 1 jedes Bild.

Ratschläge und Vernetzung

Mediziner nutzen die App, um sich gegenseitig um Rat zu fragen oder besondere Fälle zu präsentieren. Aber die Anwendung fördert auch den internationalen Austausch: "Ich lerne von europäischen Ärzten Dinge, die ich in den USA so nicht gehört habe", sagt ein Mediziner zu "The Verge". Mit der Integration von "Doximity", einem "Linkedin für Ärzte", will Figure 1 die Vernetzung innerhalb der Branche weiter fördern.

Schockeffekt

Doch die App erfreut sich zusehends auch außerhalb der medizinischen Community großer Beliebtheit. Das dürfte am Schockeffekt der gezeigten Bilder liegen. So, wie in den Urzeiten des Internets Websites wie rotten.com faszinierten, sorgt nun Figure 1 für den entsprechenden Ekelfaktor. An Nachschub dürfte es nicht mangeln: Mehr als zwei Millionen Bilder werden täglich neu hochgeladen. (fsc, derStandard.at, 14.4.2015)