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Dieses Foto vom Juli 2014 zeigt die Buckelwalkuh mit ihrem Jungtier vor der dänischen Küste. Seitdem sind die beiden offenbar in der Ostsee geblieben - eine Premiere!

Foto: APA/dpa

Kopenhagen/Berlin - Forscher sprechen von einer Sensation: Ein Buckelwalweibchen und sein Jungtier haben höchstwahrscheinlich in der Ostsee überwintert. Ende März wurde vor der schwedischen Ostseeküste eine Walkuh gesichtet, die wohl bereits im Sommer vergangenen Jahres zusammen mit ihrem Kalb in der deutschen und der dänischen Ostsee unterwegs war.

Anfang Juli vergangenen Jahres waren mit den beiden Tieren erstmals seit Beginn der Aufzeichnung von Walbeobachtungen zwei Buckelwale gleichzeitig in der Ostsee beobachtet worden. "Dass zwei Tiere zusammen gesichtet wurden, hatten wir noch nie", sagte der Direktor des Deutschen Meeresmuseums, Harald Benke, damals.

Identifizierung gelungen

"Wenn wir richtig liegen, sind die Tiere seit mindestens acht Monaten in unseren Gewässern", sagte der dänische Walforscher Carl Kinze. Das Weibchen und das Kalb waren demnach im vergangenen Sommer in der Flensburger Förde, vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns und vor Dänemark gesehen worden. Ende März soll das Muttertier nun in der Bottenwiek zwischen Schweden und Finnland beobachtet worden sein, erläuterte Kinze. "Wir haben die Bilder überprüft und sind uns zu 99 Prozent sicher, dass es das Muttertier ist", sagte der Wissenschafter gegenüber der "Ostsee-Zeitung".

Anhand von Kratzern auf dem Rücken konnten die Forscher auch das Jungtier identifizieren. Es habe sich inzwischen von seiner Mutter getrennt und sei in diesem Februar im Öresund zwischen Dänemark und Schweden gesehen worden, so Benke.

"Schema F gibt es nicht mehr"

"Es ist wirklich eine Sensation, dass die Tiere in der Ostsee überwintert haben", betonte Benke. Es sei das erste Mal, dass Buckelwale direkt nach dem Winter in der Ostsee beobachtet wurden. "Gewöhnlich schwimmen sie wieder in die Nordsee."

Schon vor mehr als vierhundert Jahren wurde Buckelwale in der Ostsee gesichtet, doch immer sind sie wieder zurückgeschwommen. "Die Tiere gehören eigentlich in den offenen Ozean", erklärte Kinze. "Sie paaren sich in subtropischen Gewässern, bekommen ihr Junges und schwimmen im Sommer in den Norden. Dort gibt es größere Fischbestände." So verlaufe zumindest das Muster. "Doch Schema F gibt es nicht mehr", ist sich der Forscher sicher.

Wegen der wachsenden Population suchten sich die Wale neue Nahrungsgründe und wagten sich weiter vor. Ein anderer Grund sei vermutlich die Meereserwärmung. In diesem Winter habe es kaum Eis in der Ostsee gegeben. Die Wale konnten das ganze Jahr hindurch Sprotten und Heringe finden.

Whalewatching auf Nordisch

Dank der Zusammenarbeit mit den anderen Anrainerländern habe man inzwischen einen guten Überblick über das Gebiet, sagte Kinze. Die Küstenwache, Fischer und private Segler hätten Wale beobachtet und ihre Fotos der Forschung zur Verfügung gestellt. Mitte Dezember war ein Buckelwal im Hafen der schwedischen Stadt Kungshamn unter einer Badebrücke festgeklemmt. Im Februar wurden in der Danziger Bucht und bei Bornholm Tiere beobachtet.

Die Sichtung eines Buckelwals sei ein großartiges Erlebnis, so Kinze. "Sie springen richtig hoch aus dem Wasser. Ich bin sicher, dass noch mehr Buckelwale in unsere Gewässer vordringen werden." (APA, red, 8.4.2015)