Bild nicht mehr verfügbar.

Dinko Jukic ist im Schwimmbecken wieder recht flott unterwegs. Das könnte sich für ihn bezahlt machen.

Foto: apa/schlager

Wien - Rio de Janeiro 2016, das steht jetzt schon fest, wird aus österreichischer Sicht ganz anders als London 2012. Rio ist jetzt schon anders. Denn Rio hat eine App ("Projekt Rio"), Rio hat auch eine Homepage (www.projektrio.at), und Rio hat sogar einen Hashtag (#wirhabeneinziel). Ergo werden ab sofort diverse Kanäle (Twitter, Facebook, Instagram, Youtube) mit Meldungen über Aktivitäten des ÖOC und der heimischen Olympia- wie Paralympics-Kandidaten gefüttert. Sportminister Gerald Klug, Projekt-Rio-Chefkoordinator Peter Schröcksnadel, ÖOC-Präsident Karl Stoss sowie ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat stellten am Dienstag in Wien die Informationsoffensive "Wir haben ein Ziel" vor.

Das Ziel der Kampagne ist schon einmal klar. Einerseits sollen Sportbegeisterte, sagt Minister Klug, "einen Einblick in die Olympia-Vorbereitung bekommen", andererseits Sportlerinnen und Sportler die Möglichkeit haben, "ihren Bekanntheitsgrad zu steigern". Klug sieht sich mit dem vom Ministerium finanzierten Projekt Rio, in das binnen vier Jahren 20 Millionen Euro fließen, "auf einem guten Weg", es gebe "positives Feedback der Athletinnen und Athleten".

Schröcksnadel, der Skiverbandspräsident und im Mai 2013 als "Retter des Sommers" angetretene Chefkoodinator, nennt das Jahr 2015 "die heiße Phase, in der wir selektionieren". Das "Wir" ist in dem Fall kein Majestätsplural, sondern schließt ein Trio mit ein. Für die Erstellung der Förderkriterien und die Bewertung der einzelnen Leistungen sind der Windsurf-Olympiasieger von 2000, Christoph Sieber, Ewald Klinger und seit neuestem der ehemalige Tennisprofi Clemens Trimmel zuständig, der bis Jahresende 2014 als Sportdirektor des Tennisverbands tätig war.

"Wir", und damit meinte auch Karl Stoss nicht nur sich selbst, "wir sind ständig im Olympiafieber." Der ÖOC-Präsident gab sich 486 Tage vor Olympiabeginn fast überbordend zuversichtlich. "Es ist ein Meilenstein, dass wir aus einem negativen Erlebnis gelernt und die Kräfte gebündelt haben." London 2012 war insofern negativ, als das ÖOC-Team ohne eine Medaille nach Hause fuhr. Vierte Plätze verbuchten der Schwimmer Dinko Jukic und die Segler Delle-Karth/Resch, fünfte Plätze die Schwaiger-Schwestern im Beachvolleyball und die Kanutinnen Schuring/Schwarz.

Dinko Jukic wieder förderwürdig?

In den zweieinhalb Jahren seit London hat sich, das steht zum Stoss-Optimismus in leichtem Widerspruch, nicht allzu viel getan. Österreichische Medaillenhoffnungen sind an einer Hand, echte Medaillenanwärter sind an ein, zwei Fingern abzuzählen. Die Kärntnerin Lara Vadlau, die gemeinsam mit Jolanta Ogar im 470er zu WM- und EM-Gold segelte, hat beim Skifahren einen Kreuzbandriss im rechten Knie erlitten, eine Operation samt viermonatiger Pause konnte sie sich "in der Phase nicht leisten". Jetzt schmiert ihr "die Mama jeden Tag viel Topfen aufs Knie", im Mai will sie schon wieder vor Rio trainieren. Jukic, der aus dem Projektkader gefallen war, zuletzt aber wieder aufzeigte, könnte erneut am Förderkuchen mitnaschen. "Die Türe", sagt Schröcksnadel, "steht offen." (Fritz Neumann, DER STANDARD, 8.4.2015)