Der starke Dollar und Schweizer Franken haben den Ostertourismus in Italien gerettet. Obwohl die unsicheren Wetter- und Wirtschaftsverhältnisse die Reiselust der Italiener im Inland weiterhin dämpfte, lief das Geschäft besser als im Vorjahr, heißt es beim Hotelierverband Federalberghi.

85 Prozent aller Italiener verbrachten die Osterferien im eigenen Heim. Von jenen, die sich eine Reise leisteten, zog es viele nach Österreich. Bereits in den ersten zwei Monaten des Jahres verzeichneten Wien, Salzburg und Innsbruck zweistellige Zunahmen bei den Nächtigungen aus Italien. "Wir gehen davon aus, dass das Ostergeschäft dementsprechend gut gegangen ist. Speziell die neuen Flugverbindungen Easy Jet und Vueling aus Rom nach Wien generieren Nachfrage", bestätigte der Direktor von Austria Turismo in Mailand Michael Strasser.

Angesagte Kulturtrips

Ersten Schätzungen zufolge wurden in Italien während der Ostertage drei Prozent mehr ausländische Ankünfte als im Vorjahresvergleich gezählt. Dabei schöpften Kulturstädte wie Rom, Florenz und Venedig mit zweistelligen Zunahmen den Rahm ab.

Dem Präsidenten der Tourismusabteilung des Unternehmerverbands Confindustria, Giorgio Palmucci, zufolge haben seit Jahresbeginn vor allem die Gäste aus den Vereinigten Staaten und Kanada, aus China, Indien, Südkorea und den Emiraten kräftig zugelegt. Dies sei nicht nur auf die kommende Weltausstellung Expo 2015 in Mailand, sondern primär auf die Euroabwertung gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen. Palmucci hofft auf ein Rekordjahr für Italiens Tourismus: Zur Expo werden 20 Millionen Gäste, davon acht Millionen Ausländer, erwartet. Mit Mehreinnahmen für den Fremdenverkehr in der Höhe von mindestens fünf Milliarden Euro wird gerechnet.

Laut Marktforschungsinstitut Trademark Italia waren Kulturstädte, Berge und die norditalienischen Seen die Favoriten im Osterurlaub. Zu den Verlierern zählten die Küstenorte am Meer.

Ein unverhoffter Segen für Norditaliens Tourismus kommt derzeit aus der Schweiz - durch die Aufwertung des Franken. Davon profitieren vor allem die grenznahen Orte am Comer See und am Lago Maggiore.

In der Südschweiz, im Kanton Tessin, rüsten sich Hotels und Restaurants für den Währungskampf. Das Städtchen Locarno, am Nordende des Lago Maggiore, lockt durch eine Vielzahl von Events, von einer Kamelienausstellung zu Ostern, einer zeitgenössischen Kunstausstellung der Privatsammler Ghisla bis zum Rockfestival Moon and Stars.

Gregor Beck, Geschäftsführer des Locarner Hotels Belvedere, meint, auch die Südschweiz werde von der Expo in Mailand profitieren. Viele Touristikbetriebe haben Pakete geschnürt, die nebst Nächtigungen freien Transport und Eintritt zur Expo beinhalten. Der Manager versucht das Währungsdilemma zu minimalisieren: "Die Wettervorhersagen machen uns größere Sorgen als die Aufwertung des Schweizer Franken." (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 8.4.2015)