Wenn, nur zum Beispiel, eine Regierung diese brüllenden Laubbläser verbieten würde, oder die mit ihnen verwandten Motorheckenscheren, das könnte man schon unterstützen. Weil da ein paar Hobbygärtner das Laub nicht zusammenrechen wollen, sondern es mit infernali- schem Lärm von einer Ecke des Schrebergartens in die andere blasen, werden andere terrorisiert.

Traumkandidaten für ein Verbot wäre etwa die Sitte österreichischer Männer (nur Männer!), die so gern auf den Gehsteig schlatzen. Allerdings: Nicht einmal eine Diktatur wie die chinesische hat das ihren Bürgern abgewöhnen können, obwohl es schon unter Mao und dann bei den Olympischen Spielen massive Kampagnen gegen das freie Ausspucken gab. (Umgekehrt: Vor nichts graust sich der Chinese so sehr wie vor Europäern, die benutzte Taschentücher wieder einstecken.)

Es ist für liberale Menschen schwer, das zuzugeben, aber manche Verbote haben ihren Sinn und Zweck aufs Trefflichste erfüllt, nämlich den Leuten sozial unerwünschtes und andere belastendes Verhalten weitgehend abzugewöhnen.

Die Straßen und vor allem Parks von Wien hätten bis vor wenigen Jahren eigentlich in "dogshit alley" und "dogshit park" umbenannt werden müssen. Dann regte sich Widerstand, Bürgermeister Häupl musste 160.000 Unterschriften im Internet zur Kenntnis nehmen, es wurden Strafen fürs Nichtwegräumen des Hundekots verhängt, und seither geht es halbwegs. Die Stadt Wien will jetzt auch Strafen fürs Taubenfüttern verhängen; sehr vernünftig.

Den Grünen wird vorgeworfen, sie würden gern die Bürger nach ihren besonderen Vorstellungen vom richtigen Leben zwangserziehen. Da ist was dran. Aber auch wenn man den grünen Lebensentwürfen nicht unbedingt folgen will - dass Österreich beim Niedertschicken und Komasaufen von Jugendlichen ganz weit vorn liegt, dagegen sollte man schon etwas machen. Gut zureden hilft erfahrungsgemäß wenig.

Das generelle Rauchverbot in Lokalen ist auch richtig. Sorry für die durchgeselchten Tschocherln, aber die bisherigen Halbmaßnahmen haben keinen wirklichen Nichtraucherschutz herbeiführen können. Muss man halt zum Tschicken hinausgehen (ja, auch im Winter). In Büros geht's ja.

Und wenn außer dem Betroffenen niemand geschädigt wird? Soll man da auch verbieten? Beim Jugendschutz ist die Antwort wohl eindeutig.

Im Grunde geht es letztlich um ein Vorgehen, das sowohl zielführend als auch verhältnismäßig ist. Die Eindämmung des Autoverkehrs ist ein richtiges Ziel; das Vorgehen der Grünen dabei manchmal überschießend.

Man denke kurz nach, was noch vor 20, 30 Jahren akzeptiertes Verhalten war, besonders im Verhalten von Männern gegenüber Frauen oder auch von Vorgesetzten gegenüber Untergebenen, und man wird einige Verbote als ausgesprochenen Fortschritt empfinden. Das Zusammenleben verlangt nun einmal nach Normen, und einige davon sind nur durch Verbote zu erzwingen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 8.4.2015)