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Proteste gegen eine Entsendung pakistanischer Truppen gab es zuletzt nicht nur im Parlament, sondern auch auf den Straßen, etwa in Lahore.

Foto: AP / K. M. Chaudary

Islamabad/Neu-Delhi – Es ist eine brisante Bitte, die Saudi-Arabiens König Pakistan übermitteln ließ. Eindringlich bat er den alten Verbündeten, sich mit Bodentruppen, Kriegsschiffen und Kampfjets an der Offensive gegen die Huthi-Rebellen im Jemen zu beteiligen. Das Ansinnen bringt Pakistan in eine Zwickmühle. Islamabad muss Konflikte mit dem Iran und eine Zerreißprobe im eigenen Land fürchten, sollte es sich auf das militärische Abenteuer einlassen. Im Parlament warnten Politiker fast aller Parteien am Dienstag vor einem solchen Einsatz.

Unterstützt von einer Allianz sunnitischer Staaten, hatte Saudi-Arabien vor zwei Wochen Luftangriffe gegen die schiitischen Huthis im Jemen gestartet, konnte deren Vormarsch aber bisher nicht stoppen. Zuletzt rückten Huthis gemeinsam mit Milizen des früheren jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh in die südliche Hafenstadt Aden vor. Nun schließt Riad auch einen Bodeneinsatz nicht mehr aus. Dafür bedarf es ausländischer Truppen.

"Jemen wie Afghanistan"

In Pakistan stößt das Ansinnen der Saudis auf Bedenken. Am zweiten Tag der Parlamentsdebatte wandten sich Dienstag fast alle Politiker gegen den Plan. "Der Jemen ist wie Afghanistan, wie Treibsand. Niemand wird als Sieger hervorgehen", so Senator Mushahid Hussain. Der Konflikt gilt auch als Stellvertreterkrieg zwischen dem von Schiiten dominierten Iran und dem von Sunniten dominierten Saudi-Arabien. Die im Norden beheimateten Huthi-Rebellen sind Schiiten, der Süden des Jemen ist sunnitisch geprägt.

Ein Militäreinsatz Pakistans würde das ohnehin angespannte Verhältnis mit dem Nachbarn Iran belasten und Spannungen in Pakistan selbst schüren, sagen Politiker. Fast 70 Prozent der 180 Millionen Pakistaner sind Sunniten, fünf bis 20 Prozent – die Schätzungen schwanken – Schiiten.

Der Premier hält sich bedeckt

Seit Jahren radikalisiert sich das Land, immer öfter kommt es zu Anschlägen auf Minderheiten. Saudi-Arabien finanziert in Pakistan hunderte Koranschulen, die eine Hardcore-Version des sunnitischen Islam propagieren.

Premier Nawaz Sharif hält sich bisher bedeckt. Laut Medien hat er die Bitte der Saudis zwar nicht abgeschlagen, sondiert aber mit der Türkei Optionen, wie eine solche Militärhilfe aussehen könnte. Die Frage sei "sehr sensibel", sagte er. Sharif kann es sich kaum leisten, die Saudis offen zu brüskieren. Zu sehr steht er in ihrer Schuld. Als er 1999 gestürzt wurde, gewährten sie ihm Asyl. Bei seiner Rückkehr 2007 schützten sie ihn.

Am Ende entscheiden die Militärs

Am Ende wird aber nicht die Regierung, sondern das mächtige Militär entscheiden. Pakistans Generäle haben Interesse, Riad, einen der größten Geldgeber Pakistans, bei Laune zu halten. Seit Jahrzehnten kooperieren die Länder militärisch; immer wieder entsandte Pakistan tausende Soldaten in das Königreich, um es zu schützen. Doch schon jetzt ist Pakistan mit dem Kampf gegen die Taliban ausgelastet. Das Militär dürfte daher abwägen, wie es den Wunsch der Saudis ehren kann, ohne im Treibsand zu versinken. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 8.4.2015)