Wien - Verteilerkreis. Favoriten. Stoßzeit. Jetzt treffen sich die meisten der 85.000 Autos, die hier jeden Tag kreisen, zum Plauschen. Da drüben hupt einer, der geschnitten wurde, da einer, weil man ihn nicht die Spur wechseln ließ. Dort schiebt eine Frau erst einmal vorsichtig den Kinderwagen auf die Fahrbahn, bevor sie selbst über die Straße geht - jetzt hupt einer, weil er das gesehen hat. Der Baldriankonsum an diesem Verkehrsknoten muss exorbitant sein. Obwohl, es gibt eine Lösung. Einen Stern.
Im Mercedes-Benz CLA staut es sich besser. Man ist entspannter, fragt sich, warum da rund um einen die Leut komplett aushakeln, und dreht das Radio eine Nuance lauter. Draußen ist Hektik, innen ist Gelassenheit - aber wie.
Die einzige Nervosität, die langsam im CLA aufkommt, liegt in der sich aufdrängenden Frage: "Verdammt, werde ich alt?" Warum ist auf einmal die Welt in Ordnung, auch wenn tausende andere den gleichen Weg haben und dabei mit den Fingern Löcher in die Luft bohren?
Später, auf der Autobahn, will auf einmal der Raser nicht erwachen. Jener Typ, der meint, kaum ist er aus dem Stau heraußen, müsse er die verlorene Zeit aufholen. Nichts dergleichen. Der Benz schwebt über die Fahrwerkteststrecke, die im Volksmund Südosttangente heißt. Panta rhei, wie der Verkehrsexperte sagt, alles fließt. Ganz entspannt.
Keine Ahnung, ob die Sache anders wäre, wenn nicht der 109 PS starke Selbstzünder unter der Haube arbeiten würde, sondern der mit 360 PS von AMG.
So jedenfalls passt alles zusammen - die Ausstattung, das Fahrwerk, der Motor, das Sieben-Gang-DCT, die Qualität des Radios, das Design im Innenraum und der Verbrauch. Gut, außen sollte man den CLA nur von vorn anschauen. Sicher ist sicher.
Aber sonst? Da gibt es nichts, was einen aufregt. Vielleicht macht das den Erfolg der Sterne mit Frontantrieb aus - dass sie eben so unaufgeregt fein sind. Vielleicht, und daran wollen wir nicht so sehr glauben, vielleicht werden wir doch erwachsen. (glu, DER STANDARD, 2.4.2015)
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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.