Essen/Frankfurt/Wien - Erstmals hat die deutsche Funke Mediengruppe, der die halbe "Kronen Zeitung" gehört und fast der halbe "Kurier", eine Konzernbilanz veröffentlicht. Lange war der Essener Konzern als WAZ bekannt und einst für hohe Renditen, nicht aber für Transparenz in seiner Geschäftstätigkeit. Nun weist die erste Konzernbilanz einen Verlust von 20,6 Millionen Euro aus.

Jan Hauser, Wirtschaftsredakteur der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", analysiert diese erste Konzernbilanz des Essener Regionalmedienkonzerns im FAZ-Blog Medienwirtschaft, Sie wurde im Februar im deutschen Bundesanzeiger veröffentlicht. Sie gibt Auskunft über das Jahr 2013, ist also nicht ganz brandaktuell. Wir zitieren hier die von Hauser genannten Funke-Daten.

929 Millionen Umsatz in Essen, Hälfte mit deutschen Zeitungen

Der Umsatz ging um 6,6 auf 929 Millionen Euro zurück - fast halb soviel setzen "Krone" und "Kurier" im gemeinsamen Verlag Mediaprint um. 886,8 Umsatzmillionen machte die Funke-Gruppe in Deutschland. 478,9 Millionen Euro davon mit Zeitungen (minus 36,3 Millionen, die Vertriebsumsätze gingen um zehn Millionen zurück); 124,9 Millionen mit Anzeigenblättern; mit Zeitschriften 198,9 Millionen.

Wachstumsaussicht durch Springer-Titel

Die Umsätze mit Zeitungen und Zeitschriften dürften nun mit einem Großeinkauf bei Springer steigen: Fast auf die Million genau einen Jahresumsatz - 920 Millionen Euro - sind der Funke-Gruppe Regionalzeitungen, Frauen- und Fernsehmagazine von Springer wert - vom "Hamburger Abendblatt" bis zur "Hörzu". Ein letzter Teil des Kartellverfahrens über den Springer-Funke-Deal dürfte noch anhängig sein.

Diese Titel hätten 2012 noch 512,4 Millionen Euro zum Umsatz von Springer beigetragen und 94,8 Millionen Euro operativen Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen, heißt es im FAZ-Blog.

106 Millionen operativer Funke-Gewinn vor Steuern

Der operative Gewinn der Funke-Gruppe 2013 (vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen) blieb mit 105,6 Millionen Euro stabil. Hauser führt das auf Sparmaßnahmen zurück, die Personalausgaben als größter Kostenposten sanken etwa um 10 Prozent auf 388,2 Millionen.

Gewinnabführ-Mittel

Unter dem Strich stehen in der Funke-Konzernbilanz für 2013 20,6 Millionen Euro Verlust. In Essen begründe man das mit gravierenden Umbauten in der Konzernstruktur, die sich vom komplexen Geflecht von mehr als hundert Tochtergesellschaften verabschiede. Mit dem Umbau mussten die Tochterfirmen gemeinsam 41,6 Millionen Euro an Gewinn an die Jakob Funke KG abführen. Vor dieser Ausschüttung war der Konzerngewinn demnach deutlich positiv, danach bescherten sie 20 Millionen Euro Bilanzverlust.

Der Bilanzverlust liege an den Änderungen und an Abschreibungen auf einst zugekaufte Firmenwerte wie das Braunschweiger Zeitungsgeschäft, zitiert Hauser Konzernquellen: "Wichtig ist dem Medienhaus auch: Wenn das Unternehmen nicht nach dem deutschen Handelsgesetzbuch bilanziert hätte, sondern nach den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS, hätte sich ein Konzernergebnis um den Nullwert ergeben."

Gewiss Gewinn an Gesellschafter

Sicher sei, dass die Gesellschafter (drei Personen aus der Gründerfamilie Funke) einen Gewinn erhalten haben. Was die Eigentümer in dem Jahr bekamen, liege jedoch deutlich unter der Gewinnabführung der Tochtergesellschaften in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro, teilte das Unternehmen der "FAZ" mit.

Der Großteil davon geht an Petra Grotkamp, Tochter des Unternehmensgründers Jakob Funke. Sie besitzt etwa zwei Drittel des Konzerns, seit sie im Jahr 2012 die Hälfte der WAZ für geschätzte 500 Millionen Euro den Erben des zweiten Gründers Erich Brost abgekauft hat. Weitere Gesellschafter sind Renate Schubries und Stephan Holthoff-Pförtner. (red, derStandard.at, 7.4.2015)