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Österreichs Bauern wollen vor allem Käse exportieren. Für die so veredelte Milch können höhere Preise erzielt werden.

Foto: APA/Gindl

Wien – China werde "Milch aus Europa absaugen", sagte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) kürzlich. Das Erstaunliche an dieser Euphorie anlässlich des Falls der EU-Milchquoten mit April: Die Mehrheit der Chinesen verträgt gar keine Kuhmilch. Sie leiden an einer Laktoseintoleranz. Je nach Angaben sind es zwischen 75 und 90 Prozent aller Chinesen, die an einer solchen Milchzuckerunverträglichkeit "leiden".

Damit sind die Chinesen in guter Gesellschaft. Auch Afrikaner und Inder können Laktose gar nicht oder nur mangelhaft verwerten. In Europa, wo Laktoseverträglichkeit und damit das Milchtrinken bei Erwachsenen aufgrund einer Genmodifikation vor achttausend bis 10.000 Jahren seinen Ausgang nahm, haben immer mehr Menschen dieses Problem.

Wichtiger Markt

Trotzdem wird China als wichtiger Markt für die Milchüberschüsse gesehen, die nach dem Ende des EU-Milchquotensystems erwartet werden. Christian Jochum, Experte in der Landwirtschaftskammer, erläutert, dass Österreich vor allem Käse nach China exportieren will. Dieser sei nämlich großteils frei von Laktose. Bei der Käseproduktion wird Molke abgetrennt, wobei der Milchzucker in der Molke verbleibt. Dass Österreich den Export von Käse forciert, bezeichnet Jochum als den besten Weg, mit Überschüssen umzugehen. "Aus zehn Liter Milch bekommt man ein Kilo Käse. Da haben wir die höchste Wertschöpfung."

Von Laktoseunverträglichkeit naturgemäß nicht betroffen sind Babys. Der chinesische Markt für Babymilch, besonders von Bioware, wird von Jochum als ausbaubar eingeschätzt. Seit einem Babymilchskandal 2008, bei dem melaminverseuchte Milch einige Kleinkinder das Leben kostete, bevorzugt die besorgte Mutter Importbabymilch.

Milchpulver

Ähnlich verhält es sich mit Milchpulver, der laut Jochum "standardisierten, globalisierten Handelsform für Milch". Auch dabei greift die Chinesin lieber zu teureren Importprodukten, wenn sie das Milchpulver für ihr Baby verwenden will.

Angesichts der zu erwartenden Überschüsse habe einer der weltgrößten Milchverarbeiter, die neuseeländische Fonterra, ein Milchpulverwerk in Holland gebaut. Erklärtes Ziel des Konzerns sei es, überschüssige europäische Mengen zu übernehmen, zu Milchpulver zu verarbeiten und auf dem Weltmarkt abzusetzen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 7.4.2015)