Sanaa - Bei einem saudi-arabischen Luftangriff gegen Ziele in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Dutzende weitere erlitten Verletzungen, wie Anrainer am Samstag im Vorort Hajar Akash berichteten. Rettungskräfte würden unter den Trümmern immer noch nach Überlebenden suchen. Bei den Opfern dürfte es sich um Zivilisten handeln.

Der Luftangriff hatte sich gegen ein nahes Camp der Houthi-Rebellen gerichtet. Eine Luft-Boden-Rakete verfehlte jedoch ihr Ziel und schlug in dem Wohngebiet ein, hieß es.

Nach Angaben von Anrainern ist durch den Luftangriff auf das Dorf nahe der jemenitischen Hauptstadt Sanaa eine neunköpfige Familie getötet worden. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Saba. Zu der getöteten Familie zählten zwei Männer, eine Frau und sechs Kinder. Auf ihrer Homepage veröffentlichte die Agentur ein Foto getöteter Kinder. Reuters konnte die Echtheit des Bildes zunächst nicht bestätigen.

Seit neun Tagen Bombardierung

Eine von Saudi-Arabien geführte sunnitische Allianz bombardiert seit neun Tagen Stellungen der Houthis im Jemen. Die schiitischen Aufständischen haben weite Teile des Landes im Süden der arabischen Halbinsel unter ihre Kontrolle gebracht. Nach UNO-Angaben starben in dem instabilen Bürgerkriegsland bei Kämpfen allein in den vergangenen zwei Wochen mehr als 500 Zivilisten.

Saudi-Arabien blockiert Hilfslieferungen

Saudi-Arabien blockiert nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) weiter mehrere Hilfslieferungen für den Jemen. Das Rote Kreuz will zwei Flugzeuge mit Sanitätsmaterial für bis zu 1.000 Verwundete sowie 30 Tonnen Medikamente und Material zur Reinigung von Wasser nach Sanaa fliegen. Außerdem soll ein Boot Chirurgen nach Aden bringen. Dafür fordert das Rote Kreuz jedoch Sicherheitsgarantien von dem von Saudi-Arabien geführten Militärbündnis, das den Luftraum über dem Jemen sowie die Häfen des Landes kontrolliert. Das Rote Kreuz fordert von den Konfliktparteien eine Feuerpause von 24 Stunden, um lebenswichtige Medikamente ins Land bringen zu können.

Hilfslieferungen hängen fest

"Unsere Lieferungen hängen immer noch fest", sagte eine Sprecherin der Organisation. "Die Lage verschlimmert sich aber, jede Stunde sterben Menschen im Jemen, wir müssen unsere Hilfe schnell ins Land bringen." Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen beklagt, die Schließung von Flughäfen und Beschränkungen bei der Anfahrt von Häfen verhinderten bisher die Entsendung von Helfern und Hilfsgütern.

Bisher 185 Tote

Bei den Kämpfen in der jemenitischen Hafenstadt Aden sind bis zum Samstag nach Behördenangaben bisher mindestens 185 Menschen getötet worden. Fast 1.300 Menschen seien seit Beginn der Kämpfe vor neun Tagen verletzt worden, sagte der Leiter der Gesundheitsbehörde, Al Chader Lassuar, am Samstag einer Nachrichtenagentur. Die meisten Opfer seien Zivilisten.

Schiitische Houthi-Milizen hatten eine Offensive auf die Stadt gestartet, nachdem sich Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi dorthin flüchtete. Inzwischen ist er ins saudi-arabische Riad geflohen. Trotz Luftangriffen einer von Saudi-Arabien geführten Koalition gelang es den Rebellen am Donnerstag, den Präsidentenpalst von Aden zu stürmen, am Freitag zogen sie sich allerdings wieder aus dem Gebäude zurück.

"Lage dramatisch"

Nach Angaben von Gesundheitschef Lassuar ist die Lage in den Krankenhäusern dramatisch. Es gebe nicht ausreichend Medikamente, die Mediziner könnten die große Zahl von Verletzten kaum bewältigen, sagte er. Er rief die internationalen Hilfsorganisationen ebenso wie die arabische Militärkoalition zur Notfallhilfe für die Krankenhäuser auf.

Im Jemen tobt ein Bürgerkrieg, seit die schiitische Houthi-Miliz dort die Macht an sich gerissen hat. Die von Saudi-Arabien geführte Koalition mehrerer sunnitischer Staaten bombardiert die Rebellen unter anderem in der Hauptstadt Sanaa. Saudi-Arabien ist durch eine lange gemeinsame Grenze mit dem Nachbarstaat im Süden verbunden und wirft dem Iran vor, die Houthi-Rebellen militärisch zu unterstützen. (APA, 4.4.2015)