Vor dreißig Jahren kamen die Menschen in Österreich drauf, dass man Wein auch aus Trauben machen kann. Also, das war jetzt unfair, natürlich produzierten die österreichischen Winzer seit dem römischen Kaiser Probus ihren Wein aus Weintrauben (außer bei Ribisel"wein"). Sie schütteten dann nur eine chemische Substanz namens Glykol hinein, um für größere Süßigkeit zu sorgen. Diethylenglykol wird als Frostschutzmittel verwendet, und die Sache flog auf, weil ein bauernschlauer Winzer Unmengen von Glykol steuerlich absetzen wollte, obwohl er nur einen Traktor besaß.

Obwohl Glykol meist in Massenweinen für den Export nach Deutschland verwendet wurde, gab es einen ungeheuren Skandal, schwere Absatzrückgänge und allerlei PR-Schnickschnack wie ein "Weinehrenwort", zu dem sich Winzer verpflichteten.

Ein paar jüngere Winzer zogen jedoch den einzigen richtigen Schluss: Statt auf Massenware setzten sie auf Qualität, Markenware und bauten in relativ kurzer Zeit den Ruf österreichischer Spitzenweine auf.

Ein Lehrstück: Billigimage, Massenware versetzt mit Betrug, ist kein taugliches Konzept für Produkte eines relativ kleinen Landes mit hohen Produktionskosten. Wer kleinere Einheiten produziert, muss Qualität (zu höheren Preisen) anbieten. Schlauheit ist meistens Dummschlauheit, "der österreichische Weg" führt meist in den Sumpf. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.4.2015)