Schön wär`s, wenn es drei Steckdosen im Badezimmer gäbe. Drei sind aber auch noch zu wenig, wenn es um die Anzahl der elektrischen Geräte für die Selbstoptimierung geht.

Foto: Cremer

Der Rausch der Technik macht vor nichts und niemandem halt. Es hat eine Zeit gedauert, nun aber nun ist es soweit. Nur Cremen, Make-Up oder Pasten sind nicht mehr gut genug, es geht um richtige Elektrogeräte, die bei der Verschönerung des Ichs helfen. Und zwar von Kopf bis Fuß. Diese Woche ist ein neues elektrisches Fußpflege-Gerät am Markt erschienen, von Clarisonic, einer Firma, die mit ganz ähnlich aussehenden Bürsten fürs Gesicht und den Körper schon unheimlich erfolgreich waren.

Und tatsächlich: Mit Clarisonic Pedi hobelt sich die Hornhaut ganz hervorragend von den Sohlen, durch den Strom wird das Bürsten zu einer Fußmassage und ab sofort kann man die Kosten für Fußpflege senken.

Das ist an sich gut. Allerdings ein neues Gerät, das sich nun irgendwie in die Armada der elektronischen Geräte im Badezimmer eingliedern muss. Und nun beginnen die Probleme. Die elektrische Zahnbürste gibt es ja schon seit langem, die hat ihren Fixplatz an der Steckdose, schließlich wurde der Spruch "morgens, abends nach dem Essen, sollst du Zähneputzen nicht vergessen" ja erfolgreich verinnerlicht.

Die gesamte Gerätschaft

In meinem Badezimmer gibt es zwei Steckdosen. Ich habe nicht nur die Zahnbürste, sondern auch eine Munddusche. Und auch einen Fön, der regelmäßig Strom braucht, wenn ich ihn brauche. Spätestens jetzt kommt es zum großen Umstecken. Es gibt noch die elektrische Gesichtsbürste von Clinique, die elektrische Körperbürste von Clarisonic gegen trockene Haut an den Unterschenkeln, vor allem im Winter. Dann habe ich ein Epiliergerät für die glatten Beine im Sommer.

Exotisch und toll ist auch das Make-Up-Aufsprühgerät von Temptu (der Fachbegriff ist Airbrush) für den ganz großen Auftritt und auch elektrische Lockenwickler, die Strom zum Aufwärmen brauchen. Was noch? Naja, eben jetzt auch das Fußpflegegerät. Und das alles mit nur zwei Stromquellen. Ich komme vor lauter Um- und Anstecken eigentlich nicht nach. Ein Zehnerstecker im Bad? Ganz ehrlich, das will ich nicht, denn ich weiß nicht wieso, all meine kosmetischen Tools ziehen magisch den Dreck an. Einen Zehnerstecker mit Wattestäbchen innen putzen? Das fehlte gerade noch. Und ist wahrscheinlich sogar gefährlich.

Interdisziplinäres Dilemma

Was ich mir im elektrifizierten Zeitalter also wünschen würde, wären schöne, durchdachte Lösungen für all meine Geräte und ihre diversen Kabel, die sich ständig verheddern, solange bis ein Wust an Geräten aus dem Badezimmerkasten fällt. Wo sind die Designer von sanitärem Mobiliar, warum konnten Architekten das Problem nicht schon längst identifizieren und lösen? Schließlich rasieren sich viele von ihnen ja vielleicht sogar elektrisch oder haben einen elektrischen Nasenhaarschneider?

Spätestens dann tobt der Streit um die Steckplätze nicht mehr zwischen Geräten. Was nützt es, wenn die Zähne blank, die Frisur perfekt, die Haut glatt und die Füße samtig sind, wenn dann ein Streit um die Steckdose entbrennt. (Karin Pollack, derStandard.at, 6.4.2015)