München - Zu den häufigsten Todesursachen bei Männern über 65 Jahre zählt die krankhaft erweiterte Hauptschlagader im Bauch, das sogenannte Bauchaortenaneurysma (BAA). Um ein lebensbedrohliches Platzen der Ader zu verhindern stehen zwei Verfahren zur Verfügung: eine Bypass-Operation über einen offenen Bauchschnitt oder das Einsetzen einer blutungssicheren Gefäßstütze, eines sogenannten Stents, über die Leiste.

In welchen Fällen ein Bauchaortenaneurysma (BAA) noch offen operiert werden sollte, diskutieren Experten auf dem 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) in München, der Ende April stattfindet. Für eine offene Bypass-Operation ist ein größerer Bauchschnitt notwendig. Ist die Bauchhöhle des Patienten geöffnet, ersetzen die Chirurgen das krankhaft erweiterte Stück Schlagader durch eine stabile, dichte Kunststoffprothese.

Bei der sogenannten endovaskulären Aneurysmaausschaltung (EVAR) schieben die Ärzte über einen Katheter in der Leiste des Patienten ein kleines Metallgerüst, den Stent, durch die Blutgefäße vor bis zum Aneurysma. Der Stent wird anschließend aufgespannt, um die krankhafte Schlagader abzudichten und ein Aufreißen zu verhindern. Die offene Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt, während die Schlüsselloch-Variante auch in örtlicher Betäubung erfolgen kann.

Geringe Sterblichkeitsrate

Die Daten aus Deutschland für 2014 zeigen, dass der Prozentsatz an EVAR-Eingriffen stetig zugenommen und gegenwärtig bei über 70 Prozent liegt. "Damit ist die endovaskuläre Aneurysmaausschaltung das bei Weitem bevorzugte Verfahren", erklärt DGCH-Präsident Vogt.

"Beim Stent-Verfahren sterben 0,67 Prozent aller Patienten innerhalb von 30 Tagen, beim offenen Eingriff sind es 4,2 Prozent", erläutert Professor Giovanni Torsello, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. Diese Werte entsprechen in etwa den Daten aus den USA. So ergab das "National Impatient Sample", dass EVAR in 74 Prozent aller BAA-Fälle zum Einsatz kam, mit einer Krankenhaussterblichkeit von einem Prozent beim endovaskulären und vier Prozent beim offenen Verfahren.

Technologischer Fortschritt ausschlaggebend

Die Zunahme an Schlüsselloch-Eingriffen ist vor allem auf den technologischen Fortschritt zurückzuführen. "Implantationstechnik und Gefäßstützen haben sich rasant weiterentwickelt", erklärt Gefäß-Experte Torsello. So konnte in jüngster Vergangenheit kein Stent eingebracht werden, wenn zwischen Aneurysma und Nierenarterien nicht eine gesunde Gefäßstrecke von mindestens 1,5 Zentimetern Länge lag.

Bei sehr gewundenen, verengten und verkalkten Arterien war es häufig ebenfalls nicht möglich, eine Metallstütze zu platzieren. "Mittlerweile gibt es aber auch für diese schwierigen anatomischen Verhältnisse sichere Lösungen", erläutert Torsello. Neben der geringeren Sterblichkeit hat das Stent-Verfahren gegenüber einer offenen Operation weitere Vorteile. "Der Eingriff dauert wesentlich kürzer und ist körperlich weniger belastend", so Torsello. (red, derStandard.at, 3.4.2015)