Der Würfel darf gefallen: Das Centre Pompidou Málaga ist die erste Auslandsniederlassung der Pariser Museumsikone. Eben erst Ende März im Beisein von Premier Mariano Rajoy, der französischen Kulturministerin Fleur Pellerin und Schauspieler Antonio Banderas eröffnet, hat es schon einen Spitznamen: Cubidou, eine Verballhornung aus Kubus und Pompidou. Die Konstruktion aus Glas und Stahl stammt von dem Architekten-Duo Javier Pérez de la Fuente und Juan Antonio Marín Malavé aus Málaga.

Die Konstruktion aus Glas und Stahl stammt von dem Architekten-Duo Javier Pérez de la Fuente und Juan Antonio Marín Malavé aus Málaga.
Foto: Jan Marot

Der oberirdische Bau dient als emblematischer Lichtschacht für die unterirdische Ausstellungsfläche und wurde mit bunten Plexiglas-Paneelen aufgemotzt, dem Markenzeichen des französischen Künstlers Daniel Buren. Ein Blickfang, den man schon von weither über die Flaniermeile Muelle 1 kommend sieht. Erst vor zwei Jahren entstand diese durch den Umbau der einstigen Frachthafenmole.

Vor zwei Jahren entstand die Flaniermeile Muelle 1 durch den Umbau der einstigen Frachthafenmole.
Foto: Centre Pompidou Málaga

Statt Containerlager ist das Gelände nun Promenade, Gourmet- und Einkaufszone geworden – mit dem nagelneuen Pompidou-Museum als Herzstück. Im Hintergrund baut sich imposant der Alcazaba auf, die gigantische Festung aus arabischer Zeit. Als neues Wahrzeichen wirkt "El Cubo" daher vielleicht ein wenig klein geraten für die knapp 600.000 Einwohner zählende südspanische Provinzhauptstadt, die zugleich Geburtsort von Pablo Picasso ist.

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Im Hintergrund des neuen Centre Pompidou baut sich imposant der Alcazaba auf, die gigantische Festung aus arabischer Zeit.

"Nicht einmal Paris hat eine derartige Ausstellungsfläche", betonte der Pariser Pompidou-Chef Alain Seban anlässlich der Eröffnung und ergänzte: "Besser man zeigt die Werke, als 98 Prozent der Sammlung füllen Lager". Permanente und Sonderausstellungen werden auf knapp 6300 Quadratmeter gezeigt. Darunter rund 90 Meisterwerke des 20. Jahrhunderts und der Gegenwartskunst. Der Lizenzvertrag für den guten Namen Pompidou ist vorerst auf fünf Jahre befristet. Bürgermeister Francisco de la Torre Prados und der Pompidou-Chef zeigten sich zur Eröffnung aber hochgradig optimistisch, dass die "Pop-up"-Pompidou-Präsenz in Málaga verlängert wird. Man erwartet rund 250.000 Besucher jährlich.

Üppig bestückter Untergrund

Der kantige Minimalismus des Pompidou Málaga außen trügt. Im Inneren offenbart sich ein weitläufiges, üppig bestücktes und exzellent ausgeleuchtetes Museum. Kuratorisch ins rechte Licht gerückt werden dort unter anderem Picasso, Joan Miró, Frida Kahlo, Francis Bacon und Valie Export.

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Zum musealen Pflichtprogramm gehört das Museo Carmen Cervera Thyssen, dessen Sammlung bald mit Beständen aus Madrid aufgestockt werden soll.

Málaga bietet nunmehr nach Madrid und Barcelona die drittgrößte, zeitgenössische Gesamtmuseumsfläche Spaniens, denn außer dem Pompidou eröffnete fast zeitgleich im März eine Dependance der Eremitage, des Russischen Staatsmuseums in St. Petersburg. Untergebracht ist diese in der Tabacalera, einer imposanten Tabakfabrik aus dem 19. Jahrhundert, wo man 150.000 Gäste pro Jahr empfangen will. Hier finden neben orthodoxen Ikonen aus dem 16. Jahrhundert und Vertretern der Russischen Avantgarde wie Kasimir Malewitsch etwa Werke von Wassily Kandinsky oder Marc Chagall auf 7500 Quadratmetern üppig Raum. Diese Niederlassung ist vertraglich vorerst auf eine Dekade fixiert.

Sechs Kunstmuseen bis Ende 2015

Derzeit hält man an in der Stadt der andalusischen Costa del Sol bei fünf renommierten Kunstmuseen, bald sind es sechs. Denn nach 15 Jahren Umbauzeit soll nun auch das Museo de Bellas Artes Málaga Ende 2015 wieder seine Pforten öffnen.

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Ohne Picasso geht in Málaga gar nichts. Im Bild: sein Geburtshaus.

Schon jetzt zum Pflichtprogramm gehört unterdessen das Museo Carmen Cervera Thyssen, nach einer der wichtigsten Kunstsammlerinnen Spaniens benannt. In Kürze soll es mit 55 weiteren Werken aus der Madrider Sammlung des Museo Thyssen-Bornemisza aufgestockt werden. Hinzu kommt das mit bis zu 16 Sonderausstellungen jährlich aufwartende Museum für Gegenwartskunst CAC sowie das dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmete Picasso-Museum und das Geburtshaus Casa Natal Picasso.

Kurzum: Gegen die Hitze an der Costa del Sol hilft diesen Sommer wohl am besten Kunst – in klimatisierten Museumsräumen. (Jan Marot, Der STANDARD, 04.04.2015)