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Solche Bilder gibt es zahlreich: heftige Proteste gegen Premier Renzis Arbeitsmarktreform. Während Gewerkschaft und Arbeitnehmer davon überzeugt sind, dass Renzi den Kündigungsschutz zu stark aufgelockert hat, ortet die Regierung erste Erfolge.

Foto: AP/Bruno

Rom/Mailand – Nach sieben Jahren Krise übt sich Italiens Regierung in Zuversicht und hob dieser Tage ihre Wachstumsprognose von 0,6 auf 0,7 Prozent an. Der Kaufleuteverband Confcommercio rechnet dank Weltexpo in Mailand sogar mit einem Wachstum von einem Prozent. "Wir führen Italien aus der Krise", kommentierte der italienische Premier Matteo Renzi auf Twitter zuversichtlich. Dank der Steuerentlastungen seiner Regierung wachse seit Jahresbeginn die Zahl der Unternehmen, die Personal mit unbefristeten Arbeitsverträgen anstellen, geht aus jüngst publizierten Angaben des Arbeitsministeriums hervor.

Tatsächlich ist noch keineswegs gewiss, dass die Prognose halten wird. Die Meinungen der Institutionen weichen diesbezüglich erheblich ab. Die EU-Kommission und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehen bisher von einem BIP-Zuwachs von 0,6 Prozent im heurigen Jahr aus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet allerdings nur ein Plus von 0,4 Prozent. Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass erst ab einem Wachstum von zwei Prozent neue Jobs geschaffen werden.

Arbeitslosigkeit steigt

Dementsprechend angespannt bleibt auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Während die Arbeitslosigkeit im Euroraum fällt, verschlimmert sich die Situation in Italien sogar weiter: Nach Rückgängen im Dezember 2014 und im Jänner 2015 gab es im Februar einen Anstieg gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 12,7 Prozent. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahrs lag der Zuwachs bei 0,2 Prozentpunkten.

Vor allem für Junge bleibt die Situation desaströs, wie die Zahlen der Statistiker zeigen. Die ohnehin dramatische Jugendarbeitslosigkeit kletterte im Februar auf 42,6 Prozent, das waren um 1,3 Prozentpunkte mehr als im Jänner und 0,1 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsmonat 2014. 729.000 Italiener im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind demnach auf Arbeitssuche. Insgesamt waren 3,24 Millionen Italiener arbeitslos.

Wettbewerb um Jobs

Wie erbittert um jeden Job gekämpft wird, zeigt der Ansturm auf das Mailänder Krankenhaus Niguarda. Dort hat am Freitag eine Prüfung zur Vergabe von 25 Krankenpfleger-Stellen begonnen. 13.000 Kandidaten buhlen um die 25 Jobs, berichtet die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

Sechs Universitätssäle wurden für die schriftliche Prüfung zur Auswahl der Kandidaten gemietet. 50 Personen sollen für einen reibungslosen Ablauf des Massenwettbewerbs sorgen. Zwei Drittel der Kandidaten stammen aus Süditalien. Am Ende der schriftlichen Prüfung sollen nur noch tausend Kandidaten im Rennen bleiben. Zum Abschluss des Verfahrens werden die Namen der 25 "Sieger" bekannt gegeben. Einen ähnlichen Wettbewerb gab es schon im Jahr 2012. Damals haben sich 5.000 Kandidaten gemeldet, die einen der 80 Krankenpfleger-Stellen ergattern wollten. (rebu, derStandard.at, 3.4.2015)