Erich Heckels "Weg durch Büsche" von 1907 (verso: "Boot im Schlick", 1908) für 1,8 Mio. Euro.

Foto: Wienerroither & Kohlbacher

An die 450 Möbelstücke sind es, die jedes Jahr kurz vor Ostern aus den Prunkräumen der erzbischöflichen Residenz in Salzburg entfernt werden. Aus Platz- wie aus Sicherheitsgründen wandert das Inventar auf den Dachboden und aus dem Wirkungsbereich jener Kunsthändler und Galeristen, die hier ihr temporäres Quartier beziehen. Ein Prozedere, das sich in 40 Jahren nicht geändert hat. 1976 fand hier parallel zu den Osterfestspielen (seit 1967) die erste Kunst- und Antiquitätenmesse statt, initiiert vom Kunsthistoriker Kurt Rossacher und Messeorganisator Gerd Hoffmann.

Speziell Rossacher ist in Erinnerung geblieben, auch dieser Anekdote wegen: Als Juror hatte er eine falsch deklarierte Skulptur bemängelt, bloß war der Aussteller von der bockigen Sorte. Der langwierigen Diskussionen leid, wurde der Gehstock gezückt und die Madonna kurzerhand geköpft. Derart zünftig werden Entscheidungen der Jury nicht mehr geahndet, das nun aus Ausstellern rekrutierte Gremium kämpft allenfalls mit Worten.

Den größten Wandel gilt es, dem Angebotsspektrum zu attestieren: Anfangs lag der Anteil an Bauernmöbel und Volkskunst bei mehr als 50 Prozent und schrumpfte auf eine Minorität. Stattdessen hielt spartenübergreifend Hochkarätiges Einzug, etwa bei Klassischer Moderne, wo Thomas Salis seit 1985 Trophäen globaler Güte aufwartet.

Nicht nur ein Picasso-Gemälde zum Preis von sieben oder mehr Millionen Schilling wechselte hier im Laufe der Jahre den Besitzer. Denn bis heute profitiert die Art & Antique Salzburg mehr als jede andere Messe in Österreich von der Internationalität der Festspielgäste. Deren Kauflust hielt sich zuletzt in Grenzen, könnte über die derzeitige Euroschwäche aber neu entfacht werden.

Die aktuelle Auflage (bis inkl. 6. 4.) hält abseits einer Schnäppchenoffensive mit dem Namen "SmartART" (bis 5000 Euro) sowohl nationale als auch internationale Köder bereit. In letzterer Kategorie überzeugen Wienerroither & Kohlbacher mit einem Gemälde Erich Heckels (1907/08) samt stattlicher Ausstellungsvita. Beim Kunsthandel Kolhammer harrt eine Joseph-Urban-Rarität (84.000 Euro) eines neuen "Be-Sitzers": ein 1901 für die VIII. Internationale Kunstausstellung im Münchner Glaspalast (Raum Hagenbund) ausgeführter Armsessel.

Indes zogen bei Giese & Schweiger bereits Gemälde (19. Jh.) zum Gegenwert von etwa 250.000 Euro von dannen, darunter Hans Makarts "Dame vor dem Spiegel" (um 1880). Ernst Nowaks noch verfügbarer "Projectemacher" von 1890 (28.000 Euro) soll den Wiener Flugpionier Wilhelm Kress in seiner Werkstatt zeigen und schreit aus motivischer Perspektive nach Dietrich Mateschitz.

Die vom Salzburg-Debütanten Markus Strassner offerierten Sandstein-Hippokampen (um 1650, 19.000 Euro) hätten theoretisch dem Jagdschema der ehemaligen Dressurreiterin Sissy Max-Theurers entsprochen. In der Praxis schnappte ihr jedoch ein einheimischer Connaisseur die mythischen Mischwesen aus Pferd und Fisch vor der Nase weg. Derweilen "plätschern" die Geschäfte bei Lilly's Art, wo Lieselotte Setzer fürs Erste mehrheitlich konservative Gelüste nach Bildern und Uhren des 19. Jahrhunderts stillte. (kron, Album, DER STANDARD, 4./5.4.2015)